Abschlussbericht_Buergerrat_Edermuende
Abschlussbericht_Buergerrat_Edermuende
Beschreibung
BÜRGERRAT KLIMA EDERMÜNDE
ABSCHLUSSBERICHT
Prinzipien der zukünftigen Flächennutzung
September – November 2024
Der Bürgerrat Klima Edermünde wird mit Mitteln des Rahmenprogramms für Forschung und Innovat-
ion der Europäischen Union im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101094021 finanziert.Inhaltsverzeichnis
1. Übersicht über Prinzipien und Empfehlungen …………………………………………..… 2
2. Die Vorgeschichte: So kam es zum Bürgerrat ……………………………………………… 3
3. Funktionsweise, Thema und Fragen des Bürgerrats …………………………….….…… 4
4. Ergebnisse des Bürgerrats (Prinzipien und Empfehlungen) …………………..………. 6
5. Zufallsauswahl: Zusammensetzung des Bürgerrats …………………………………….. 21
6. Struktur, Prinzipien und Arbeitsweise des Bürgerrat ………………………..………….. 25
7. Feedback und Rückmeldungen der Mitglieder ……………………………..…………….. 33
8. Involvierte Akteure für Steuerung und Organisation …………………………..………… 34
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 1 von 371. Übersicht über Prinzipien und Empfehlungen
Der Bürgerrat Klima Edermünde hat im
Rahmen von drei Sitzungswochenenden
vier Prinzipien und 16 Empfehlungen er-
arbeitet, wie Flächen auf dem Gemein-
degebiet in Zukunft im Sinne der Klima-
anpassung genutzt werden sollen.
Die Entstehung, die Konzeption, der Ab-
lauf und die Ergebnisse des Bürgerrats
werden in diesem Abschlussbericht be-
schrieben. Im Folgenden ist die Über-
sicht der Prinzipien und Empfehlungen
dargestellt.
Klimaanpassung: Klima als Entscheidungskriterium für Flächennutzung verankern
1. Einen „Klimacheck“ einführen
2. Ein zukunftsgerichtetes Wasserma-
nagement Konzept erstellen
3. Regenwassernutzung fördern und
forcieren
4. Infrastruktur modernisieren und
Klima resilient aufstellen
5. Klimaschutzmanager*in einstellen
6. Aktionsplan Edermünde umsetzen
Begrünung: Edermünde soll grüner werden – Klimaanpassung, Artenvielfalt und Le-
bensqualität stärken
7. Gemeinde Edermünde als grüner Vorreiter
8. Gärten nachhaltig begrünen
9. Gewerbliche Grünflächen nachhaltig gestalten
Versiegelung / Entsiegelung: Netto-Null Norm – Möglichst viel entsiegeln, möglichst
wenig versiegeln
10. Mehr entsiegeln als versiegeln
11. Nachhaltigkeitskriterien für Unternehmen einführen
Beteiligung & Engagement: Flächenentwicklung durch Dialog: Wir, Bürger*innen gestal-
ten mit!
12. Zu Vorhaben der Flächenent-
wicklung und Beteiligungsmög-
lichkeiten informieren
13. Dialoge zur Doppelnutzung von
Flächen organisieren
14. Gemeinschaftliche Aktionen zur
Begrünung fördern
15. Niedrigschwellige Möglichkeiten
der Online-Beteiligung anbieten
16. neue Wohnformen und Vernetzung
fördern Abbildung 1: Der Bürgerrat im Überblick
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 2 von 372. Die Vorgeschichte: So kam es zum Bürgerrat
Der Bürgerrat Edermünde ist Teil des Ho-
rizon-Forschungsprojekts CLIMAS der
Europäischen Union (EU). CLIMAS steht
für CLIMAte change citizens engage-
ment toolbox for dealing with Societal re-
silience. Das Projekt hat das langfristige
Ziel, Klimabürgerräte wirkungsorientier-
ter, inklusiver und leichter umsetzbar zu
gestalten. Dafür werden verschiedene
methodische und organisatorische An-
sätze in Bürgerräten und Reallaboren in
verschiedenen EU-Mitgliedsländern ge-
testet, evaluiert und verbessert. Ab-
schließend wird aus den Ergebnissen ein
Werkzeugkoffer entwickelt, der die Pla-
nung und Umsetzung von Klimabürger-
räten erleichtern soll.
Die nordhessische Gemeinde Eder-
münde ist Mitglied im hessischen Bünd-
nis der Klima-Kommunen und will bis
2030 klimaneutral und klimaangepasst
sein. Im Oktober 2021 hat die Gemein-
devertretung entschieden, in Eder-
münde einen temporären „Bürgerrat
Klima“ durchzuführen. Durch die finan-
zielle Förderung des EU-umgesetzt wer-
den.
Die Gemeinde Edermünde ist eine von
sechs CLIMAS-Testregionen. Weitere
Bürgerräte und Reallabore haben in Ka-
talonien (Spanien), in Riga (Lettland), auf
der Insel Chios (Griechenland),
im Ebro Delta (Spanien) und in Vilnius
(Litauen) stattgefunden.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 3 von 373. Funktionsweise, Thema und Fragen des Bürgerrats
Bürgerräte sind Instrumente der delibe-
rativen Bürgerbeteiligung. In einem Bür-
gerrat kommt ein möglichst repräsenta-
tiver Querschnitt der regionalen Bevöl-
kerung zusammen, der per Zufall ausge-
wählt wird (weitere Informationen finden
Sie auf buergerrat.de). Der Bürgerrat be-
arbeitet gemeinsam eine bestimmte Fra-
gestellung. Hierfür erhalten die Mitglie-
der Hintergrundinformationen zu dem
Thema von unterschiedlichen Expert*in-
nen, hören die Positionen relevanter In-
teressensträger*innen, und haben im
Plenum, sowie in Kleingruppen, die Mög-
lichkeit miteinander zu diskutieren.
Nach mehreren Zwischenschritten wird
abschließend gemeinsam eine Lösungs-
empfehlung des Themas erarbeitet und
an die Politik übergeben, siehe Abbildung
2. Die Durchführung eines Bürgerrats er-
möglicht den Einbezug verschiedener
Perspektiven auf eine Thematik, schafft
Transparenz und erzeugt einen Rahmen,
in dem innovative Lösungen für kom-
plexe Probleme gefunden werden.
Abbildung 2: Prozess des Bürgerrats
Die veränderten Anforderungen an die
Flächennutzung im Rahmen des Klima-
wandels stellen ein solches komplexes
Problem dar. Fläche ist ein begrenztes
Gut. Flächenplanung geschieht mit ei-
nem langen Vorlauf und Planungshori-
zonten von meist mehreren Jahrzehnten.
In der Flächenplanung und -nutzung
müssen oft Entscheidungen für das Eine
und gegen das Andere getroffen werden:
Soll eine Fläche versiegelt und als Park-
raum zur Verfügung stehen, soll sie als
Grünfläche zur Naherholung dienen
oder wirtschaftlich verwendet werden?
Hinter diesen Fragen stehen Zielkon-
flikte mit verschiedenen Handlungsmög-
lichkeiten, zwischen verschiedenen Ak-
teurinnen und Akteuren und ihren Inte-
ressen und Bedürfnissen.
Den Bürger*innen im Bürgerrat Klima in
Edermünde wurde folgende Frage ge-
stellt:
„Wie soll die zukünftige Flächennutzung auf dem Gemeindegebiet Edermünde ange-
sichts von Klimawandel und Klimafolgenanpassung gestaltet werden?“
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 4 von 37Die Aufgabe des Bürgerrats war es also, diese Frage aus Sicht der Bürger*innen Edermün-
des zu beantworten und konkrete Empfehlungen zu entwickeln, wie die Gemeindever-
waltung in dieser Frage agieren soll. Um sich dem Thema aus verschiedenen Richtungen
anzunähern, wurden drei thematische Teilfragen entwickelt, siehe Abbildung 3.
Abbildung 3: Leit- und Teilfragen des Bürgerrats
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 5 von 374. Ergebnisse des Bürgerrats (Prinzipien und Empfehlungen)
Aufgabe des Bürgerrates war es, die in
Frage „Wie soll die zukünftige Flächen-
nutzung auf dem Gemeindegebiet Eder-
münde angesichts von Klimawandel und
Klimafolgenanpassung gestaltet wer-
den?“ zu beantworten und dazu aus Bür-
gersicht Prinzipien sowie Empfehlungen
zu erarbeiten. Die Prinzipien können der
Gemeinde in der Zukunft als Orientie-
rung für Entscheidungsprozesse dienen.
Die Prinzipien haben einen mittel- und
langfristigen Charakter, während die
Empfehlungen konkrete Schritte be-
schreiben, wie die Gemeinde im Sinne
der formulierten Prinzipien auch kurzfris-
tig handeln kann. Im Folgenden sind die
vier übergeordneten Prinzipien sowie die
16 Empfehlungen ausführlich beschrie-
ben. Am Ende des Kapitels 4 findet sich
das Abstimmungsergebnis der Prinzi-
pien und Empfehlungen.
Prinzip 1 | Klima als Entscheidungskriterium für Flächennutzung verankern
Klimaschutz und Klimaanpassung sollen
Uns ist auch bewusst, dass Konflikte
Grundlage und Priorität aller Entschei-
zwischen ökonomischen und ökologi-
dungen zur Flächennutzung sein – ergän-
schen Interessen nicht einfach aufzulö-
zend zu den anderen Pflichtaufgaben der
sen sind. Hier soll die Gemeinde als Ver-
Gemeinde. Die Dringlichkeit des Klima-
mittlerin zwischen den Interessensgrup-
schutzes und -anpassung ist zu berück-
pen agieren – zum Beispiel über Dialo-
sichtigen.
gangebote oder Mediationsformate.
Wichtig ist, dass die betroffenen Ak-
Umgang mit Zielkonflikten und Her-
ausforderungen
teur*innen hinter dem gemeinsamen Ziel
und Weg stehen. Daher sollen Land-
Uns ist bewusst, dass Klimaschutz- und
Klimaanpassungsmaßnahmen Kosten
verursachen. Wir plädieren jedoch stark
dafür, benötigte Gelder trotzdem im
Haushalt einzuplanen. Was jetzt inves-
tiert wird, muss später nicht teuer für Kli-
maschäden bezahlt werden.
wirt*innen bei Maßnahmen zum Klima-
schutz und Klimaanpassung unbedingt
eingebunden werden. Gleichzeitig soll-
ten sie auch unterstützt werden. Die für
die Umsetzung von Maßnahmen anfal-
lenden organisatorischen und finanziel-
len Kosten könnten über externe Mittel
eingeworben werden.
Um dem Gefühl der Überforderung oder
Unverständnis gegenüber Klimamaß-
nahmen entgegenzuwirken, braucht es
mehr Informationen und Sensibilisierung
über die langfristigen Ziele der Ge-
meinde.
Vision
Unsere Vision ist ein Edermünde, das vor
Hochwasser bestmöglich geschützt ist,
nachhaltige/regenerative Landwirt-
schaft praktiziert, gesunde Böden auf-
weist, schonend mit der Ressource Was-
ser umgeht, sowie von naturnahen Flä-
chen geprägt ist.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde 6 von 37Empfehlung 1 | Einen „Klimacheck“ einführen
Alle Entscheidungen der Gemeindever-
tretung zur Flächenplanung und -nut-
zung von neuen Vorhaben sollen so
schnell wie möglich einen „Klima-
Check“ durchlaufen. Anhand dieser
Checkliste soll die Gemeinde prüfen und
bewerten, inwiefern Klimaschutz und
Klimaanpassung in den Vorhaben be-
rücksichtigt werden. Dafür braucht es
abhängig vom Projekt geeignete Bewer-
tungskriterien, die in Zusammenarbeit
mit unabhängigen Expert*innen entwi-
ckelt werden sollen.
So kann die Gemeinde sicherstellen,
dass Klimaschutz und -anpassung im-
mer mitgedacht werden, und zukunfts-
orientierte Entscheidungen für die Ge-
meindeentwicklung getroffen werden.
Empfehlung 2 | Ein zukunftsgerichtetes Wassermanagement-Konzept erstellen
Die Gemeinde soll ein Konzept für ein zu-
Bewirtschaftung machen. Die Nutzung
kunftsfähiges Wassermanagement auf
multifunktionaler Landwirtschaftssys-
den Flächen Edermündes erarbeiten
teme ist zu prüfen. Hintergrund: Gute Bö-
(lassen) und dieses als Grundlage für
den sind in vielerlei Hinsicht wichtig als
künftige Flächenentscheidungen heran-
Kohlenstoffsenke, zur Versickerung und
ziehen. Aus dem Konzept soll hervorge-
Hochwasserschutz, und natürlich zur
hen, wie die Gemeinde zukünftig sowohl
Produktion von Nahrungsmitteln und
mit Wassermangel als auch zu großen
Nutzpflanzen. Das Konzept sollte in je-
Wassermassen auf Oberflächen und im
dem Fall im Dialog mit den betroffenen
Untergrund umgehen kann. Dabei sind
Akteur*innen erarbeitet werden. Eine
die Maßnahmenvorschläge zur Klimaan-
Unterstützung durch die Universität Kas-
passung aus dem Aktionsplan der Ge-
sel sollte genutzt werden.
meinde einzubeziehen. Aus unserer
Sicht herrscht besonderer Handlungs-
druck, das Ablaufsystem z.B. des Pilger-
bachs in den Ortsteilen Grifte und Holz-
hausen auf mögliche Starkregenereig-
nisse vorzubereiten. Bezogen auf land-
wirtschaftliche Flächen soll das Konzept
auch Vorschläge zur Erhaltung bzw. Zum
Die Erarbeitung eines solchen zukunfts-
orientierten Konzepts ist uns wichtig,
weil es uns Sicherheit für einen vorsor-
genden Umgang mit den Klimafolgen
gibt. Je zukunftsgerichteter sich die Ge-
meinde aufstellt, desto attraktiver macht
sie sich - zum Beispiel für Familien mit
Kindern.
Aufbau von Bodenqualität und Humus-
schichten und für die bodenfreundliche
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde 7 von 37Empfehlung 3 | Regenwassernutzung fördern und forcieren
Die Gemeinde soll die Einführung einer
formiert und aufgeklärt werden (z.B. Be-
gemeindeweiten Verpflichtung von Re-
ratung via Bürger*innen Telefon). Außer-
genwassernutzung bei Neubauten prü-
dem sollte die Gemeinde überlegen, ob
fen. Regenwasserzisternen entlasten
sie Anreizprogramme und Fördermittel
das Abwassersystem – auch bei Starkre-
zur Verfügung stellen kann. Wichtig ist
genereignissen. Außerdem reduzieren
uns, dass die Gemeinde als Vorbild in
sie den Frischwasserbedarf insbeson-
der Regenwassernutzung agiert und
dere in trockenen Jahreszeiten. Daher
diese auch in gemeindeeigenen Gebäu-
sollte mehr über Nutzen und Vorteile der
den verwendet bzw. (nachträglich) in-
Regenwassernutzung (beispielweise
stallieren lässt – z.B. in Kindergärten, in
Einsparung von Abwassergebühren) in-
Mehrzweckhallen und im Rathaus Holz-
hausen.
Empfehlung 4 | Infrastruktur modernisieren und klimaresilient aufstellen
Die Gemeinde soll sich bei Baumaßnah-
unnötige Doppelbauarbeiten an dersel-
men auf dem Gemeindegebiet besser
ben Stelle vermieden werden. Uns ist
und früher mit den Versorgern und Netz-
diese Maßnahme wichtig, weil die derzeit
betreibern (z.B. EAM) koordinieren und
unzureichende Infrastruktur den Ausbau
absprechen, um die Infrastruktur für
moderner, klima-freundlicher Technolo-
nachhaltige und klimaangepasste Ener-
gien (z.B. Solaranlagen auf Dächern,
gienutzung, Wasserversorgung und Ka-
Wall-Box für e-Autos) blockiert.
nalisation zu modernisieren. So können
Empfehlung 5 | Klimaschutzmanager*in einstellen
Es soll eine Klimaschutzmanager*in in
der Gemeinde Edermünde (oder gemein-
deübergreifend) eingestellt werden. Un-
serem Prinzip #1 folgend, braucht es
dringend personelle Unterstützung, um
die verschiedenen Klimaschutz- und
Klimaanpassungsmaßnahmen in die
Umsetzung zu bringen und Finanzie-
rungsanträge beim Land und Bund zu be-
antragen. Er oder sie soll die Erreichung
der Klimaschutzziele Edermündes (bis
2030 klimaneutral zu sein) und des Akti-
onsplans Edermünde (erarbeitet in 2021)
koordinieren. Wir sehen den/die Klima-
schutzmanager*in außerdem auch als
Anlaufstelle, um sich als Bürger*innen
über Maßnahmen und Förderungen für
Klimaschutz und Klimaanpassung infor-
mieren zu können. Uns ist dabei beson-
ders wichtig, dass die Person unabhän-
gig im Sinne des Klimaschutzes agieren
kann.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 8 von 37Empfehlung 6 | Aktionsplan umsetzen
Die geplanten Projekte im Bereich des
Klimaschutzes und der Klimaanpassung,
die im Aktionsplan der Gemeinde (im
Jahr 2021 erstellt) beschrieben sind,
müssen in die Umsetzung kommen. Als
Bürger*innen der Gemeinde möchten
wir außerdem über die Ziele und Zwi-
schenstände des Aktionsplans infor-
miert werden – beispielsweise mittels re-
gelmäßiger, öffentlicher Veranstaltun-
gen (siehe Empfehlung 4.12). Die Errei-
chung der Ziele sollte über eine externe,
unabhängige Kontrolle sichergestellt
werden.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 9 von 37Prinzip 2 | Edermünde soll grüner werden – Klimaanpassung, Artenvielfalt und Lebens-
qualität stärken
Die Begrünung soll in Edermünde priori-
siert werden um (a) die Klimaanpassung
zu sichern (Versickerungsfähigkeit,
Hochwasserschutz und Abkühlung, Hit-
zeschutz), (b) die Artenvielfalt und Bio-
diversität zu stärken und (c) die Lebens-
qualität zu erhöhen. Das gilt für sowohl
für kommunale als auch gewerbliche so-
wie private Gärten und Grünflächen.
Denn Prävention ist langfristig günstiger
und deshalb im Vergleich zum Umgang
mit Folgeschäden zu bevorzugen. Be-
reits bestehende und zukünftige verab-
schiedete Regelungen und Richtlinien
zur Begrünung sollen durch eine unab-
hängige Instanz kontrolliert und durch-
gesetzt werden. Dabei sollen Koopera-
tion und Beteiligung gestärkt werden. Die
Kosten sollen solidarisch verteilt wer-
den, sodass alle einen fairen Teil der
Kosten tragen und soziale Härten ver-
mieden werden. Die Gemeinde soll bei
besonderen Bedürfnissen Ausnahmen
machen oder Unterstützung leisten (z.B.
bei alten oder sozioökonomisch schwä-
cher gestellten Menschen, etc.).
Umgang mit Zielkonflikten und Her-
ausforderungen
Auf diese Weise werden wir drei zentra-
len Herausforderungen gerecht: Bio-
diversität wird gestärkt und das Arten-
sterben verringert, Versiegelung wird be-
gegnet und so der Hochwasserschutz
gestärkt, Hitzeentwicklung wird durch
Beschattung entgegengewirkt. Es gilt so
wenige Auflagen wie möglich zu machen,
aber auch so viele wie nötig sind, um eine
nachhaltige und klimaangepasste Be-
grünung zu erreichen. Es muss ein fairer
und solidarischer Umgang mit den unter-
schiedlichen Interessen von direkt Be-
troffenen, bei denen hohe Kosten anfal-
len, und dem Nutzen der Allgemeinheit,
gefunden werden. Verhältnismäßige
Mehrkosten werden für einzelne Ak-
teur*innen in Hinblick auf den breiteren
allgemeinen Nutzen in Kauf genommen.
Vision
Unsere Vision ist ein Edermünde, das
deutlich natürlicher, grüner und bunter
ist. Es gibt mehr Raum für Biodiversität in
Feld und Flur, öffentlichen Flächen so-
wie privaten Gärten. Die Natur ist stärker
fühlbar, man hört mehr Vogelgesang. Es
gibt eine wahrnehmbar größere Arten-
vielfalt und Biodiversität. Durch natürli-
che Beschattung gibt es ein besseres
Klima im Ort und es ist auch in Hitzepha-
sen kühler. Höhere Versickerungsmög-
lichkeiten schützen vor Hochwasser und
Starkregenereignissen. Anwohner wer-
den durch Aufklärung und Austauschfor-
mate umfassend dabei unterstützt und
motiviert, selbst nachhaltiger zu leben.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 10 von 37Empfehlung 7 | Gemeinde Edermünde als grüner Vorreiter
Die Gemeinde soll ab sofort bei öffentli-
hergeht. Dabei soll sie sich an etablier-
chen (Grün-)Flächen eine Vorreiterrolle
ten Konzepten orientieren, die diese
einnehmen und eine stärkere und nach-
Ziele vereinen, wie z.B. der Permakultur.
haltige Begrünung stark priorisieren, um
Sie soll geeignete Maßnahmen treffen,
Klimaanpassung, Biodiversität und Le-
um die Bevölkerung zur nachhaltigen Be-
bensqualität zu stärken. Bereits beste-
grünung zu animieren, z.B. durch an-
hende sowie die durch diese Empfeh-
schauliche Pilotprojekte und Demonst-
lung ergänzten Richtlinien und Regelun-
rationsflächen, die Bürger*innen besu-
gen sollen durch eine unabhängige In-
chen können, um dort die positiven Ef-
stanz kontrolliert und durchgesetzt wer-
fekte zu sehen und wichtige Informatio-
den (z.B. ein Klimamanager). Es sollen
nen und Beratung zu erhalten. Nach
noch mehr Bäume auf kommunalen
Möglichkeit soll dies unter enger und ak-
Grünflächen und anderen Flächen ge-
tiver Beteiligung der Bürger*innen ge-
pflanzt werden, auch wenn das mit zu-
schehen, die dabei selbst Informationen
sätzlichem Laubanfall und Kosten ein-
und Erfahrung mit nachhaltiger Begrü-
nung machen können.
Empfehlung 8 | Gärten nachhaltig begrünen
Private Gärten von Bewohner*innen aus
Edermünde sollen nachhaltiger gestaltet
werden, also mit einer höheren Biodiver-
sität, Lebensqualität und Klimaanpas-
sung (Versickerungsfähigkeit und Küh-
lungseffekte).
Bei Neubauten sollen so bald wie mög-
lich Regelungen verabschiedet und Be-
bauungspläne angepasst werden, um si-
cherzustellen, dass private Grundstücke
(insb. Gärten) möglichst versickerungs-
fähig, kühlend, und der Artenvielfalt för-
derlich gestaltet werden. Es soll geprüft
werden, ob die Grundflächenzahl (GRZ)
nach unten angepasst werden kann, um
dadurch eine geringere Versieglung und
stärkere Begrünung zu erreichen. Die
Quote an bereitzustellenden Parkflä-
chen bei Neubauten soll geprüft und ggf.
nach unten korrigiert werden. Das Verbot
von Schottergärten sowie andere Rege-
lungen zu nachhaltigen Gärten sollen
kontrolliert, umgesetzt und eingehalten
werden. Zudem soll die Gemeinde eine
Bepflanzung fördern, die klimaange-
passt ist und die Artenvielfalt stärkt, z.B.
durch einen “Garten Klima-Check” (an-
gelehnt z.B. an die Empfehlungen zu Gär-
ten von BUND und NABU) und indem sie
Bürger*innen bei der Planung ihrer Gär-
ten berät und informiert.
Bei bestehenden Gärten sollen mög-
lichst zeitnah Informationsangebote
durch die Gemeinde für interessierte
Bürger*innen zur nachhaltigen Garten-
planung (z.B. mit Permakultur) angebo-
ten werden. Zudem sollen Anreize zur
nachhaltigen Gestaltung der privaten
Gärten geschaffen werden (z.B. kosten-
lose Beratung, Preise und öffentliche
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 11 von 37Auszeichnungen für besonders nachhal-
tige Gärten, oder eine Pflanzen-Tausch-
börse). Zudem sollen hier Initiativen und
Strukturen aus der Bevölkerung heraus
aktiv werden, wo die Gemeinde nur be-
grenzt Einfluss nehmen kann (siehe
Empfehlung 4.14).
Empfehlung 9 | Gewerbliche Grünflächen nachhaltig gestalten
Grünflächen von Gewerbe und Unter-
flächen zu erreichen. Bei Neubaugebie-
nehmen sollen möglichst zeitnah zuneh-
ten soll es ambitioniertere Vorgaben ge-
mend nachhaltig, klima- und arten-
ben, wie viel der Fläche als Grünflächen
schutzfreundlich gestaltet werden, um
ausgewiesen wird und wie diese mög-
Klimaanpassung, Biodiversität und Le-
lichst nachhaltig gestaltet werden kann
bensqualität zu stärken. Bei bereits be-
(im Sinne der Biodiversität, Klimaanpas-
stehendem Gewerbe in Edermünde soll
sung und Lebensqualität).
es insbesondere Informationen und An-
reize geben, um mehr nachhaltige Grün-
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 12 von 37Prinzip 3 | Netto-Null Norm – Möglichst viel entsiegeln, möglichst wenig versiegeln
Edermünde soll möglichst viel entsie-
schwerer wiegt. Das allgemeine Inte-
geln und möglichst wenig versiegeln –
resse an Versickerungsfähigkeit, Küh-
und insgesamt mehr Flächen entsiegeln
lung, Biodiversität und Lebensqualität ist
als versiegeln. Auf die gesamte Ge-
zu priorisieren, dabei dürfen die individu-
meinde gerechnet soll maximal so viel
ellen Kosten jedoch nicht unverhältnis-
versiegelt wie entsiegelt werden (“Netto
mäßig hoch sein. Flächen nicht weiter zu
Null Norm”). Dieses Ziel wiegt schwerer
versiegeln ist wichtiger als es mögliche
als mögliche Mehreinnahmen, welche
Mehreinnahmen der Gemeinde durch
die Gemeinde aus neuen Gewerbegebie-
neue Gewerbegebiete wären.
ten gewinnen könnte, insbesondere in
Hinblick auf bereits ausgeschriebene
aber noch nicht realisierte Gewerbege-
biete. Denn auch zukünftige Generatio-
nen sollen in Edermünde gut leben und
arbeiten können. Dabei sollen die Belas-
tungen insbesondere für bestehende
kleinere Gewerbe und bei privaten An-
wohnern mit kleineren Flächen nicht zu
groß und verhältnismäßig sein. Ökologi-
sche Ausgleiche die Unternehmen (und
Privatpersonen) für Neubauten bzw. Ver-
siegelungen leisten, sollen ambitionier-
ter werden und kreativer andere, beson-
ders effektive Ausgleichmöglichkeiten
mit einbeziehen. Bei Wohnraum soll in
erster Linie zentral z.B. in den Ortskernen
nachverdichtet werden. Hier sind grö-
ßere Wohnhäuser (z.B. Mehrfamilien-
häuser) zu bevorzugen, diese sollen aber
ins Ortsbild passen. Zudem soll existie-
render Leerstand genutzt und neuer
Leerstand vermieden werden, bevor es
Neuversiegelungen gibt.
Umgang mit Zielkonflikten und Her-
ausforderungen
Der Bedarf an Gewerbe- und Wohnflä-
chen soll primär durch Nachverdichtung
gestillt werden, statt weitere Flächen zu
versiegeln, da das Interesse nach Versi-
ckerungsflächen und Grünflächen
Vision
Unsere Vision ist ein Edermünde das die
Möglichkeiten einer Entsiegelung von un-
genutzten Flächen erhebt und ein klares
Konzept für die Vergabe von Gewerbeflä-
chen und die Ansiedlung von Unterneh-
men hat, welches Nachhaltigkeit priori-
siert und fördert. Mit der Ausweisung von
neuen Gewerbegebieten geht die Entsie-
gelung von Flächen einher, die nicht für
Ansiedlungen von Gewerbe oder anderer
Nutzung geeignet scheinen. Es soll mehr
Mischgebiete in den nachverdichteten
Ortskernen geben, auf denen Gewerbe
(z.B. Handwerk und Dienstleistungen)
und Wohnen gleichwertigen Platz finden
und zusammengedacht und zusammen-
gebracht werden. Innovative Unterneh-
men und Geschäftsideen schaffen es,
Arbeitsplätze in der Region und Ge-
meinde zu halten. Es gibt zahlreiche
Grünflächen, der Ortskern ist lebendig
und nachverdichtet, größere Mehrfamili-
enhäuser passen sich ins Ortsbild ein. Es
gibt keine Leerstände, ehemalige unge-
nutzte Flächen wurden entsiegelt oder
anderweitig genutzt. Auch Privatflächen
sind zu großen Teilen entsiegelt und be-
grünt.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 13 von 37Empfehlung 10 | Mehr entsiegeln als versiegeln
Die Gemeinde soll ab sofort bei der zu-
künftigen Flächenplanung mehr oder zu-
mindest ebenso viel Fläche entsiegeln
wie versiegeln (“Netto Null Norm”). Es
sollen stattdessen bereits ausgewiesene
Neubaugebiete bebaut, Leerstand ge-
nutzt (“Umbau vor Abriss” da ressour-
censchonender) und eine Nachverdich-
tung in den Ortskernen erreicht werden.
Zudem soll sie ab sofort keine weiteren
Neubaugebiete ausweisen. Ausnahmen
können gemacht werden, um Ortskerne
nachzuverdichten. In diesem Fall sollen
im Ortskern jedoch Grünflächen (die
“Grüne Lunge”) bewahrt werden. Da es
keine Neubaugebiete gibt, bleiben auch
die landwirtschaftlichen Flächen erhal-
ten, die in Edermünde besonders hoher
Qualität sind und die Ortskerne werden
gleichzeitig belebt, attraktiver und zu-
kunftsfähig gemacht. Keine Wohnneu-
baugebiete im Außenbereich heißt zu-
dem keine Versiegelung von biodiversi-
tätsreichem Boden und weniger Autover-
kehr. Nachverdichtung soll da passieren,
wo die notwendige Infrastruktur bereits
existiert bzw. gefördert ist (Ärzt*innen,
Gewerbe, etc.), und auf dem letzten
Stand der Wissenschaft basieren (z.B.
besonders ressourcenschonend). Es
soll aber Gestaltungsraum für individu-
elle Einzelfälle erhalten bleiben (z.B.
Größe für Gebäude).
Empfehlung 11 | Nachhaltigkeitskriterien für Unternehmen einführen
Die Gemeinde soll zukünftige Flächen-
keinen negativen Effekt auf die Ökologie
planung und -nutzung, z.B. bei Gewerbe-
haben, z.B. durch (Dach-)Begrünung und
gebieten, mit Kriterien der Nachhaltigkeit
Photovoltaik. Dabei sollen ökologische
und Ökologie verknüpfen, insbesondere
Ausgleiche von Unternehmen für Neu-
bei der Ansiedlung und Weiterentwick-
bauten bzw. Versiegelungen ambitio-
lung von Unternehmen. Flächen sollten
nierter werden und kreativer andere, be-
nur dann vergeben werden, wenn das
sonders effektive Ausgleichmöglichkei-
Unternehmen glaubwürdig darstellen
ten mit einbeziehen. Möglichkeiten sind
kann, dass es nachhaltig agiert, z.B. im
z.B. die finanzielle Förderung von Bioto-
Rahmen einer Nachhaltigkeitsberichter-
pen, Retentionsflächen, Pflanzgut im
stattung. So ist die Ansiedlung zukunfts-
Wald, Agroforst, Hecken und mehrjäh-
trächtiger Unternehmen auf dem Ge-
rige und diverse Zwischenfrüchte bei
meindegebiet zu bevorzugen. Lokale Be-
landwirtschaftlichen Flächen. Die Ge-
triebe sollten Vorrang für die Flächennut-
meinde soll hierbei eine Vorreiterrolle in
zung erhalten.
Bezug auf die ab 2026 geltenden CSRD
(Corporate Sustainability Reporting Di-
Für sich neu ansiedelnde Unternehmen
sollen Nachhaltigkeitskriterien verpflich-
tend eingeführt werden, um sicherzu-
stellen, dass deren Aktivitäten einen po-
sitiven Beitrag zur Ökologie leisten bzw.
rective) der EU einnehmen, um sich
durch vorausschauendes Handeln einen
Standortvorteil zu verschaffen.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 14 von 37Bei bestehenden Unternehmen sollen
Anreize geschaffen werden, um Nach-
haltigkeit zu fördern, etwa durch gezielte
Fördermittel, die aktiv eingeworben und
durch die Gemeinde transparent kom-
muniziert werden. Bestehende Unter-
nehmen sollen sich aber ebenfalls an
Nachhaltigkeitskriterien halten. Die Um-
setzung soll zeitnah erfolgen: Die Ge-
meinde soll unverzüglich mit der Einfüh-
rung von Maßnahmen beginnen.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 15 von 37Prinzip 4 | Flächenentwicklung durch Dialog: Wir, Bürger*innen, gestalten mit!
In der Zukunft sollen direkt Betroffene
Um auch die Bürger*innen zu erreichen,
sowie Bürger*innen der Gemeinde Eder-
die sehr beschäftigt sind, sollten Ter-
münde stärker bei Entscheidungen zur
mine langfristig und wiederholt kommu-
Flächennutzung beteiligt werden. Aktuell
niziert werden und zu Bürger*innen-
sind die Bürger*innen in der Holschuld,
freundlichen Zeiten stattfinden (z.B. am
um sich zu informieren und einzubrin-
Wochenende) und auch hybride bzw. di-
gen. Die Gemeinde soll stärker in die
gitale Teilnahmemöglichkeiten beinhal-
Bringschuld genommen werden und pro-
ten.
aktiv auf Bürger*innen zugehen. Grund-
sätzlich soll die Gemeinde frühzeitig
(also vor der Planung) informieren und
beteiligen. Bürger*innen sollen die Mög-
lichkeit erhalten, Themen einzubringen.
Betroffene zu beteiligen ist wichtig. Fragt
man jedoch nur Betroffene, heißt es
schnell “nicht vor meiner Haustür”. Da-
her soll auch die breite Gemeindebevöl-
kerung eingebunden werden. Schließlich
geht das Thema der Flächennutzung alle
etwas an. Um eine Beteiligung einfacher
zu gestalten, sollen Expert*innen die
notwendigen Hintergrundinformationen
liefern.
Umgang mit Zielkonflikten und Her-
ausforderungen
Beteiligungsmöglichkeiten wirken aus-
uferndem Individualismus entgegen,
stärken das Gemeinschaftsgefühl und
fördern den Austausch untereinander.
Sie helfen, die Interessen von Politik,
Landwirtschaft, Gewerbe und Bürger*in-
nen näher zusammenzubringen.
Indem die Gemeinde proaktiv auf die
Bürger*innen zugeht, signalisiert sie In-
teresse und beugt so Politikverdrossen-
heit vor.
Beteiligung muss Prozesse nicht unbe-
dingt verzögern, sondern kann sie auch
effizienter gestalten. Kosten und Auf-
wand zu Beginn lohnen sich, da eine
frühzeitige Beteiligung von Bürger*innen
helfen kann, die richtigen Prioritäten zu
setzen, ein Stimmungsbild zu erhalten
und somit zukünftige Konflikte zu ver-
meiden.
Vision
Unsere Vision ist ein „Edermünde“ mit
mehr Miteinander, in dem die Bürger*in-
nen zum Bei-spiel über kollektive Aktio-
nen die Flächennutzung aktiv mitgestal-
ten können. So entwickeln sie ein Gefühl
der Verantwortung und Selbstwirksam-
keit.
Wir ALLE sind Edermünde.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 16 von 37Empfehlung 12 | Zu Vorhaben der Flächenentwicklung und Beteiligungs-möglich-
keiten informieren
Über Vorhaben der Flächengestaltung
und damit verbundene Beteiligungsmög-
lichkeiten soll möglichst frühzeitig und
Fachexpert*innen eingeladen werden,
um Input zu geben und Rückfragen zu be-
antworten.
mehrfach informiert werden. Die Kom-
munikation soll leicht verständlich sein.
Wir empfehlen, dass eine regelmäßig
(mindestens zweimal im Jahr) stattfin-
dende Informationsveranstaltung zu den
folgenden Punkten von der Gemeinde or-
ganisiert wird:
▪ Rückschau: Was ist in der Flächen-
planung in der letzten Zeit passiert?
▪ Vorausschau: Welche Projekte ste-
hen aktuell an?
▪ Welche Beteiligungsmöglichkeiten
gibt es?
Die Veranstaltung soll ein möglichst
breites Publikum erreichen. Neben Be-
troffenen sollen auch weitere interes-
sierte Bürger*innen angesprochen wer-
den. Zu den Veranstaltungen sollen auch
Um möglichst viele Bürger*innen zu er-
reichen, soll die Veranstaltung zu bürger-
freundlichen Zeiten und per Onlinezu-
schaltung stattfinden. Außerdem soll die
Veranstaltung über verschiedene Me-
dien beworben werden, wie zum Beispiel
Newsletter oder soziale Medien, um
auch junge Menschen zu erreichen.
Diese Informationsformate sind ent-
scheidend, damit die Bürger*innen
nachvollziehen können, welche Projekte
derzeit diskutiert werden und welche
Möglichkeiten zur Beteiligung bestehen.
Da die Gestaltung der Flächen langfristig
insbesondere junge Menschen betreffen
wird, sollen diese sich ebenso angespro-
chen fühlen.
Empfehlung 13 | Dialoge zur Mehrfachnutzung von Flächen organisieren
Wir empfehlen, dass die Gemeinde pro-
Teilnehmenden der Dialogveranstaltun-
fessionell moderierte Dialoge zu Mög-
gen hängt vom Ausmaß des jeweiligen
lichkeiten der Mehrfachnutzung von Flä-
Projekts ab.
chen initiiert. Die Dialoge sollen Be-
troffene, Interessengruppen, Fachex-
pert*innen, aber auch weitere Bürger*in-
nen zusammenbringen. Im Austausch
sollen Möglichkeiten zur Mehrfachnut-
zung von Flächen, ungenutzte Potenziale
und Synergien identifiziert werden. Bei-
spiele sind die Nutzung von landwirt-
schaftlichen Grenzflächen als Blühstrei-
fen oder die Umwandlung von Rasenflä-
chen in Waldgärten. Die Auswahl der
Durch die Förderung von Mehrfachnut-
zungen lassen sich unterschiedliche
Ziele wie Naturschutz, Biodiversität, Ar-
tenvielfalt sowie Lebensqualität in Ein-
klang mit einer wirtschaftlichen, nach-
haltigen und effizienten Landwirtschaft
bringen. Ein frühzeitiger und konstrukti-
ver Dialog ermöglicht die Entwicklung
mehrheitsfähiger und praktikabler Lö-
sungen für eine nachhaltige Flächennut-
zung.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 17 von 37Empfehlung 14 | Gemeinschaftliche Aktionen zur Begrünung fördern
Um die Begrünung der Gemeinde voran-
nen, beispielsweise für die gemein-
zutreiben und gleichzeitig das Gemein-
schaftliche Baumpflege, wird ausdrück-
schaftsgefühl zu stärken, sollen kollek-
lich empfohlen.
tive Aktionen gefördert werden. Beispiele
hierfür sind Aktionstage zur Begrünung,
Baumpatenschaften, die Bürger*innen
Verantwortung für die Pflege von Bäu-
men übertragen, oder „Geburtsbäume“,
die als persönliche oder familiäre Pro-
jekte gepflegt werden können. Die Ein-
bindung von Schulen, Kindergärten, In-
Die Empfehlung zielt darauf ab, den Ziel-
konflikt zu lösen, dass zwar ein allgemei-
ner Wunsch nach mehr Begrünung be-
steht, jedoch der Aufwand und die Kos-
ten für Pflege und Unterhalt von Bäumen
und Grünflächen oft gescheut werden.
Durch kollektives Handeln kann diese
Last auf viele Schultern verteilt werden.
tegrationsprojekten und weiteren Verei-
Empfehlung 15 | Niedrigschwellige Möglichkeiten der Online-Beteiligung anbie-
ten
Wir empfehlen, dass die Gemeinde er-
gänzend zu den bekannten Formaten
einfache und zugängliche Online-Beteili-
gungsmöglichkeiten anbietet, um die
Bürger*innen in die Flächenentwicklung
in Edermünde einzubinden. Diese Platt-
formen sollen folgende Funktionen er-
möglichen:
▪ Bürger*innen können Themen, die
ihnen besonders wichtig sind, priori-
sieren oder neu einbringen.
▪ Konkrete Projektvorhaben können
z.B. über Skalen bewertet und mit
Kommentaren ergänzt werden.
Die eingereichten Kommentare sollen
regelmäßig gesichtet und moderiert wer-
den, um eine konstruktive und zielgerich-
tete Diskussion sicherzustellen.
Damit die Ergebnisse der Online-Beteili-
gung nicht ungenutzt bleiben, empfehlen
wir, dass die Gemeindevertretung diese
diskutiert und eine transparente Rück-
meldung gibt. Dabei sollte klar kommu-
niziert werden, wie die Empfehlungen in
den Entscheidungsprozess einfließen.
Verantwortliche für die Umsetzung sol-
len dabei eindeutig benannt werden.
Diese niedrigschwellige Form der Beteili-
gung bietet der Gemeinde die Möglich-
keit, frühzeitig Rückmeldungen und ein
Stimmungsbild zu Themen der Flächen-
nutzung zu erhalten. Gleich-zeitig wird
den Bürger*innen eine einfache und di-
rekte Möglichkeit zur Mitgestaltung ge-
boten.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 18 von 37Empfehlung 16 | Neue Wohnformen und Vernetzung fördern
Wir empfehlen die Einrichtung einer Be-
Wohnen ist ein emotionales und persön-
ratungs- und Vermittlungsstelle, die Bür-
liches Thema und Konzepte wie Woh-
ger*innen zu Wohnraum- und Gemein-
nungstausch sind häufig mit Vorbehal-
schaftsthemen berät und vernetzt. Die
ten behaftet. Daher ist es wichtig, Ziel-
Beratungsstelle muss nicht alle Themen
gruppen wie Seniorinnen und Senioren
eigenständig abdecken, sondern kann
und deren Angehörige aktiv aufzusu-
Bürger*innen gezielt an bestehende An-
chen, sie über die Vorteile aufzuklären
gebote, Förderprogramme oder Fach-
und Ängste abzubauen. Dabei bleibt das
stellen verweisen. Schwerpunkte der Be-
Angebot selbstverständlich freiwillig.
ratung sollten sein:
▪ Möglichkeiten von Mehrgeneratio-
nenwohnen und Wohnungstausch.
▪ Vermittlung von Leerstand und Grün-
dung von Wohngemeinschaften.
▪ Modelle wie Immobilienverrentung
oder Vermietung von Wohnraum
durch Senioren an Studierende.
▪ Die Beratungsstelle soll auch den
Austausch fördern, z.B. durch Bür-
ger*innen Cafés, in denen Expert*in-
nen und Interessierte zusammen-
kommen. Zudem kann sie Kontakte
zwischen älteren Menschen und In-
vestoren vermitteln und inspirie-
rende Projekte aus anderen Gemein-
den vorstellen.
Diese Möglichkeit trägt dazu bei:
▪ Mehr Wohnraum ohne zusätzlichen
Flächenverbrauch zu schaffen.
▪ Vereinsamung entgegenzuwirken
und die Dorfgemeinschaft zu fördern.
▪ Ressourcenschonende, kostengüns-
tige Lösungen zu ermöglichen.
Diese Maßnahmen machen die Ge-
meinde attraktiver und stärken das sozi-
ale Miteinander.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 19 von 37Abstimmungsergebnis
Die Abstimmung erfolgte am letzten Sitzungstag. Alle anwesenden Mitglieder des Bürger-
rates (23 Personen) waren stimmberechtigt. Die Abstimmung erfolgte auf Papierbögen
und jedes Mitglied durfte jeweils ein Kreuz pro Empfehlung und Prinzip setzen. Dabei gab
es die Auswahlmöglichkeiten (1) Zustimmung, (2) Zustimmung mit Zweifel und (3) keine
Zustimmung. Tabelle 1 zeigt das Abstimmungsergebnis.
Zustimmungs-
Zustimmung mit
Keine
Ent-
Nr.*
rate** Zustimmung
Zweifel
Zustimmung
haltung Stimmen
P1 95,7% 91,3% 4,3% 0% 4,3% 22
P2 100,0% 100,0% 0% 0% 0% 22
P3 100,0% 73,9% 26,1% 0% 0% 23
P4 91,3% 87,0% 4,3% 4,3% 4,3% 22
E1 100,0% 95,7% 4,3% 0% 0% 23
E2 95,7% 91,3% 4,3% 4,3% 0% 23
E3 100,0% 95,7% 4,3% 0% 0% 23
E4 100,0% 91,3% 8,7% 0% 0% 23
E5 100,0% 91,3% 8,7% 0% 0% 23
E6 100,0% 87,0% 13,0% 0% 0% 23
E7 100,0% 95,7% 4,3% 0% 0% 23
E8 95,7% 73,9% 21,7% 0% 4,3% 22
E9 100,0% 95,7% 4,3% 0% 0% 23
E10 95,7% 78,3% 17,4% 0% 4,3% 22
E11 95,7% 95,7% 0,0% 0% 4,3% 22
E12 91,3% 91,3% 0,0% 4,3% 4,3% 22
E13 91,3% 91,3% 0,0% 4,3% 4,3% 22
E14 91,3% 87,0% 4,3% 4,3% 4,3% 22
E15 91,3% 91,3% 0% 4,3% 4,3% 22
E16 91,3% 73,9% 17,4% 4,3% 4,3% 22
Tabelle 1: Abstimmungsergebnis
* Die entsprechenden Empfehlungen und Prinzipien können Kapitel 4 entnommen wer-
den.
** Zustimmung + Zustimmung mit Zweifel in %
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 20 von 375. Zufallsauswahl: Zusammensetzung des Bürgerrats
Die Mitglieder des Bürgerrats wurden
mithilfe einer zweistufigen Zufallsaus-
wahl ausgesucht, der in Abbildung 4 ver-
anschaulicht ist. Hierbei hatte jede Bür-
gerin und jeder Bürger in Edermünde die
gleiche Chance teilzunehmen. Durch die
zufällige Auswahl der Mitglieder wurde
die Perspektivenvielfalt der Gemeinde
abgebildet. Auch die Sichtweisen von
Menschen, die sich normalerweise nicht
mit Politik auseinandersetzen, wurden
somit hörbar gemacht. Um zu vermei-
den, dass Personen aufgrund mangeln-
der Ressourcen nicht teilnehmen kön-
nen, wurden Hilfestellungen angeboten
– beispielsweise eine Aufwandsentschä-
digung pro Sitzung, Kinderbetreuung an
den Sitzungstagen oder die Unterstüt-
zung bei der Erreichbarkeit der Sitzungs-
und Exkursionsorte.
Abbildung 4: Prozess der Zufallsauswahl
Im ersten Schritt wurden die Adressen
von 1.241 in Edermünde gemeldeten
Personen aus dem Melderegister zufällig
gezogen. Dabei kamen alle Personen in
Frage, die älter als 16 Jahre alt waren und
zu dieser Zeit kein politisches Mandat
trugen. Diese Personen erhielten einen
Brief mit persönlicher Einladung für die
Teilnahme am Bürgerrat und die Auffor-
derung, sich bei Interesse zurückzumel-
den. 87 angeschriebene Personen äu-
ßerten ihr Interesse, was einer Rückmel-
dequote von 7 Prozent entspricht – und
damit den Erfahrungswerten aus ande-
ren Bürgerratsprozessen.
Da bestimmte Bevölkerungsgruppen un-
ter den 87 Interessierten häufiger vertre-
ten waren als andere, wurde im zweiten
Schritt eine Auswahl basierend auf so-
zio-demografischen Kriterien getroffen.
Dafür füllten die 87 Personen einen Fra-
gebogen aus und machten darin weitere
persönliche Angaben, beispielsweise zu
ihrem Schulabschluss und ihrer Er-
werbssituation. Zusätzlich wurde um
eine Einschätzung gebeten, inwieweit
der Klimawandel ein ernstes Problem
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 21 von 37darstelle und in welchem Maße die Poli-
tik den Klimawandel bereits bekämpfe.
Diese Daten wurden daraufhin mit
Grunddaten der Bevölkerung von Eder-
münde verglichen.
Tabelle 2 zeigt die relativen Häufigkeiten
der Merkmale in der Gesamtbevölkerung
von Edermünde (wo diese Daten für E-
dermünde nicht vorlagen, wurden Daten
der Bevölkerung im Kreis oder in
Deutschland herangezogen) im Ver-
gleich zu den Anmeldungen und Mitglie-
dern des Bürgerrates. Dabei wird deut-
lich, dass insbesondere die Altersgrup-
pen „16–35 Jahre“ sowie „76 Jahre und
älter“ bei den Anmeldungen unterreprä-
sentiert wären. Auch Personen mit
Haupt- oder Volksschulabschluss bezie-
hungsweise ohne Schulabschluss sowie
Personen ohne Erwerbstätigkeit sind
durch die geringen Anmeldezahlen nicht
vollständig repräsentativ vertreten. Zu-
sätzlich gab es proportional weniger An-
meldungen von Personen, die der An-
sicht sind, dass der Klimawandel kein
ernsthaftes Problem darstellt oder dass
die derzeitige Politik ausreichend sei.
In der zweiten Stufe der Zufallsauswahl
wurden unterrepräsentierte Merkmale
bevorzugt, um einen möglichst repräsen-
tativen Querschnitt der regionalen Be-
völkerung zu erhalten. Abschließend
wurden 34 Zusagen versandt.
Der Bürgerrat bestand final aus 31 Perso-
nen, da von den 34 ausgewählten noch
drei Personen vor Beginn der ersten Sit-
zung absagten.
Merkmal & Ausprägung Anmeldungen
(N=87) Bevölkerung Mitglieder des
Bürgerrats (N=31*)
Geschlecht
Weiblich 45% 50% 48%
Männlich 55% 50% 52%
Divers 0% 0% 0%
Altersgruppen
16-25 3% 10% 0%
26-35 6% 12% 10%
36-45 20% 15% 32%
46-55 20% 16% 19%
56-65 32% 20% 19%
66-75 17% 14% 13%
76 und älter 2% 14% 6%
Deutsche Staatsbürgerschaft
Ja 97% 94% 97%
Nein 3% 6% 3%
Schulabschluss
kein Abschluss / noch in
schulischer Ausbildung
1% 5% 0%
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 22 von 37Haupt-/Volksschulab-
schluss
6% 44% 10%
Realschulabschluss / mitt-
lere Reife
40% 30% 35%
Abitur / Fachhochschulreife 53% 21% 55%
Ortsteil
Besse 39% 43% 48%
Grifte 22% 25% 26%
Haldorf 24% 20% 16%
Holzhausen 14% 12% 10%
Erwerbssituation
Nichterwerbspersonen (In
Ausbildung / Schule, Ruhe-
stand / Frührente)
28% 47% 23%
Erwerbslos (nicht erwerbs-
tätig, Pflege, Kinder)
5% 2% 3%
Erwerbstätig (Vollzeit be-
schäftigt & Teilzeit / gering-
fügig beschäftigt)
68% 51% 74%
Problem Klimawandel
Weiß nicht 0% 0% 0%
„Kein ernstes Problem“ 2% 11% 0%
„Ein eher ernstes Problem“ 7% 18% 13%
„Ein sehr ernstes Problem“ 91% 71% 87%
Politik Klimawandel
Weiß nicht 14% 3% 6%
Zu wenig 63% 52% 61%
Genug 15% 34% 26%
Zu viel 6% 11% 6%
Tabelle 2: Vergleich der sozio-demografischen Daten der Mitglieder des Bürgerrats mit Bevölke-
rungsdaten
* Von den 34 ausgewählten haben drei Personen abgesagt. Aus diesem Grund erklären sich auch manche
Abweichungen in den soziodemographischen Daten der Bürgerratsmitglieder. Zum Beispiel kamen unter
den Bürgerratsmitgliedern 0% aus der Kohorte der 16-25-Jährigen sowie aus der Gruppe derjenigen, die
den Klimawandel für „kein ernstes Problem“ halten, obwohl es aus diesen Bevölkerungsgruppen ursprüng-
lich ein paar wenige Anmeldungen gab).
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 23 von 37Zusammensetzung des Bürgerrats Klima
Der Klimawandel wurde von 87% der
Mitglieder des Bürgerrats als sehr erns-
tes Problem gesehen und von 13% als
ein eher ernstes Problem. Die Frage, ob
die Politik genug gegen den Klimawandel
tut, wurde von 26% der Mitglieder mit
“genug”
, von 61% mit “zu wenig”
, von
6,5% mit “weiß nicht” und von 6,5% mit
“zu viel” eingeschätzt. Weitere Informa-
tionen über die Zusammensetzung ist in
Abbildung 5 zu sehen.
Von den insgesamt 31 Mitgliedern nah-
men an der ersten Sitzung 28 Mitglieder
teil, in der zweiten Sitzung waren es 26
und in der dritten Sitzung 23 Mitglieder.
Abbildung 5: Zusammensetzung des Bürgerrats Klima
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 24 von 376. Struktur, Prinzipien und Arbeitsweise des Bürgerrats
Die Strukturierung des Bürgerratspro-
Der zentrale Kern des Bürgerrats waren
zesses erfolge anhand der in dem Pro-
die drei Sitzungswochenenden, die von
jekt CLIMAS definierten Ziele und vorge-
September bis November 2024 in Eder-
schlagenen Methodiken. Basierend auf
münde stattfanden (siehe Abbildung 6).
diesen Grundsätzen, wurde der Bürger-
Alle Mitglieder kamen jeweils für einen
rat von der ifok GmbH konzipiert und
Tag am Samstag (9.00 bis 18.00 Uhr) und
umgesetzt. Nachfolgend wird ein Über-
den halben Sonntag (9.00 bis 13.00 Uhr)
blick über Struktur und Arbeitsweise des
zusammen und haben unterstützt durch
Bürgerrats gegeben.
externe Moderator*innen zielgerichtet
Inhalte erarbeitet.
Der Ablauf: Drei Sitzungen
Eröffnet wurde der Bürgerrat von
der ersten Beigeordneten Ruth
Pfannstiel. Das Ziel des ersten Wochen-
endes (28. & 29. September 2024) war
es, neben dem Kennenlernen den Auf-
bau von Vertrauen zwischen den Mitglie-
dern zu fördern, sowie erste Zukunftsvi-
sionen und inhaltliche Prioritäten zu er-
arbeiten. Denn erst wenn diese klar sind,
kann eine tiefergehende inhaltliche Ar-
beit gelingen. Zuerst gab es einführende
Vorträge, um alle Mitgliedern einen soli-
den, gemeinsamen Wissensstand zu er-
möglichen. Dazu gab es zu den folgen-
den Themen Vorträge von Expert*innen
oder es wurden inhaltliche Videos ge-
zeigt: (1) Ursachen und Folgen des Kli-
mawandels, (2) Effekte des Klimawan-
dels auf (Nord)Hessen und (3) Flächen-
nutzung und Flächenplanung in Hessen
und Edermünde. Am Ende des ersten Ta-
ges haben die Bürger*innen in einer Visi-
onsreise persönliche Zukunftsvisionen
für ihre Gemeinde entwickelt und basie-
rend auf diesen am Sonntag gemeinsam
Prioritäten und Zieldimensionen erarbei-
tet. Methodisch wurde dafür in verschie-
denen Gruppenkonstellationen zu ver-
schiedenen Flächenarten gearbeitet.
An dem zweiten Wochenende
(26. & 27. Oktober 2024) ging es
vorrangig um die Zielkonflikte, die rund
um die Flächennutzung entstehen (kön-
nen) - mit dem Ziel, daran anschließend
erste Ideen- und Empfehlungsentwürfe
für den Umgang mit diesen Zielkonflik-
ten zu entwickeln. Aus diesem Grund
wurden verschiedene Interessenvertre-
ter*innen (namentlich in weiter unten im
Kapitel genannt) nach Edermünde einge-
laden, um ihre Sichtweise auf die Flä-
chennutzung vorzustellen. Dazu gab es
zunächst rotierende Kleingruppen bzw.
Fragerunden mit den Interessensvertre-
ter*innen. Anschließend fand eine Ple-
numsrunde mit allen Interessensvertre-
ter*innen statt. Darauf basierend wur-
den am Samstagnachmittag sowie am
zweiten Sitzungstag Lösungscluster und
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 25 von 37Empfehlungen in Kleingruppen entwi-
ckelt. Am Sonntag besuchte zudem der
Bürgermeister den Bürgerrat und beant-
wortete Fragen der Mitglieder. Ergebnis
des zweiten Wochenendes waren zehn
Empfehlungsentwürfe, die bis zum drit-
ten Sitzungswochenende von Expert*in-
nen aus Verwaltung, Wissenschaft und
Praxis auf Umsetzbarkeit und Wirkungs-
potenzial eingeordnet und bewertet wur-
den.
Das Ziel des dritten Wochenen-
des (23. & 24. November 2024)
war es, finale Prinzipien und Empfehlun-
gen zu erarbeiten. Aus diesem Grund
wurde viel in Kleingruppen deliberiert.
Zunächst wurden die Prinzipien sowie
die jeweilige Vision und der Zielkonflikt
geschärft. Anschließend wurden die
Empfehlungsentwürfe angepasst und
ggf. weitere Empfehlungen erarbeitet,
um Ihre Umsetzbarkeit und Wirksamkeit
zu erhöhen und sicherzustellen, dass die
relevantesten Aspekte der Prinzipien ab-
gedeckt sind. Am letzten Sitzungstag
wurden die Prinzipien und Empfehlungen
finalisiert. Dabei wurden im Sinne des
Systemischen Konsensierens insbeson-
dere qualitative und quantitative Wider-
stände und Feedback diskutiert und ein-
gearbeitet. Abschließend wurde eine Ab-
stimmung der Prinzipien und Empfehlun-
gen per Abstimmungszettel durchge-
führt, bei der die Mitglieder ihre Zustim-
mung, Zustimmung mit Zweifeln und
keine Zustimmung abgaben. Am Ende
bedankten sich der Vorsitzende der Ge-
meindevertretung, der Bürgermeister
und die Erste Beigeordnete für das Enga-
gement aller Mitglieder des Bürgerrats.
Abbildung 6: Inhalte der drei Sitzungswochenenden
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 26 von 37Angebot von Exkursionen
Zwischen den Sitzungen wurden Exkursi-
onen angeboten. Das Ziel der Exkursio-
nen war es, praxisnahe Einblicke zu den
zentralen Themen des Bürgerrats zu ge-
winnen. Dazu wurde die freiwillige Be-
sichtigung und beobachtende Bürger-
Forschung in folgenden Orten ermög-
licht, welche die Bürgerratsmitglieder
auch selbst vorschlagen konnten:
▪ Wald-Exkursion mit der Revierförs-
terin Franziska Hartmann
(10.10.2024, 6 Teilnehmende), siehe
Abbildung 7
▪ Besuch des Landwirtschaftsbe-
triebs Steinhagen in Edermünde-
Grifte (12.10.2024, 5 Teilnehmende)
▪ Besuch des renaturierten Flusses
Ems in Niedenstein-Kirchberg mit
Silvia Harsch, Bau- und Umweltamt
Niedenstein (15.10.2024, 6 Teilneh-
mende), siehe Abbildung 8
▪ Begehung vom Wohngebiet „Kam-
merbergweg“ in Edermünde-Haldorf
und „Hinter den Krauthöfen“ in Eder-
münde-Grifte mit Peter Kolbe (Bei-
ratsmitglied) und Oliver Klinkenberg
(Leiter Bauamt Gemeinde Eder-
münde) (09.11.2024, 2 Teilneh-
mende)
▪ Eindruck von Auswirkungen Starkre-
gen und Überschwemmungen in
Gottsbüren mit dem Bürgermeister
der Gemeinde Trendelburg Manuel
Zeich (16.11.2024, 3 Teilnehmende)
Um die Erkenntnisse bestmöglich im
Bürgerrat zu nutzen, hielten die teilneh-
menden Bürger*innen ihre Beobachtun-
gen mithilfe eines Beobachtungsbogens
fest und stellten ihr Erkenntnisse den an-
deren Mitgliedern in der jeweils nächsten
Sitzung vor. Die Inhalte des Bogens bezo-
gen sich auf den Einfluss der Klimawan-
dels vor Ort, die Fläche sowie auf die
Menschen. Darüber hinaus wurde über
die bereits stattfindenden Maßnahmen
für den Klimaschutz und die Klimaanpas-
sung sowie deren Wirksamkeit berichtet.
Abbildung 7: Exkursion Waldspaziergang, Quelle: Mitglied des Bürgerrats
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 27 von 37Abbildung 8: Exkursion - Die renaturierte Ems, Quelle: Mitglied des Bürgerrats
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 28 von 37Kleingruppen und Plenum
Die Sitzungen fanden sowohl im mode-
rierten Plenum (mit allen Mitgliedern) als
auch in Kleingruppen statt. In den eben-
falls moderierten Kleingruppen, die aus
jeweils sechs bis acht Personen bestan-
den, wurden die verschiedenen Themen
intensiver diskutiert, siehe Abbildung 9.
Diese überschaubare Gruppengröße ge-
paart mit der professionellen Modera-
BÜRGERRAT KLIMA EDERMÜNDE
ABSCHLUSSBERICHT
Prinzipien der zukünftigen Flächennutzung
September – November 2024
Der Bürgerrat Klima Edermünde wird mit Mitteln des Rahmenprogramms für Forschung und Innovat-
ion der Europäischen Union im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101094021 finanziert.Inhaltsverzeichnis
1. Übersicht über Prinzipien und Empfehlungen …………………………………………..… 2
2. Die Vorgeschichte: So kam es zum Bürgerrat ……………………………………………… 3
3. Funktionsweise, Thema und Fragen des Bürgerrats …………………………….….…… 4
4. Ergebnisse des Bürgerrats (Prinzipien und Empfehlungen) …………………..………. 6
5. Zufallsauswahl: Zusammensetzung des Bürgerrats …………………………………….. 21
6. Struktur, Prinzipien und Arbeitsweise des Bürgerrat ………………………..………….. 25
7. Feedback und Rückmeldungen der Mitglieder ……………………………..…………….. 33
8. Involvierte Akteure für Steuerung und Organisation …………………………..………… 34
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 1 von 371. Übersicht über Prinzipien und Empfehlungen
Der Bürgerrat Klima Edermünde hat im
Rahmen von drei Sitzungswochenenden
vier Prinzipien und 16 Empfehlungen er-
arbeitet, wie Flächen auf dem Gemein-
degebiet in Zukunft im Sinne der Klima-
anpassung genutzt werden sollen.
Die Entstehung, die Konzeption, der Ab-
lauf und die Ergebnisse des Bürgerrats
werden in diesem Abschlussbericht be-
schrieben. Im Folgenden ist die Über-
sicht der Prinzipien und Empfehlungen
dargestellt.
Klimaanpassung: Klima als Entscheidungskriterium für Flächennutzung verankern
1. Einen „Klimacheck“ einführen
2. Ein zukunftsgerichtetes Wasserma-
nagement Konzept erstellen
3. Regenwassernutzung fördern und
forcieren
4. Infrastruktur modernisieren und
Klima resilient aufstellen
5. Klimaschutzmanager*in einstellen
6. Aktionsplan Edermünde umsetzen
Begrünung: Edermünde soll grüner werden – Klimaanpassung, Artenvielfalt und Le-
bensqualität stärken
7. Gemeinde Edermünde als grüner Vorreiter
8. Gärten nachhaltig begrünen
9. Gewerbliche Grünflächen nachhaltig gestalten
Versiegelung / Entsiegelung: Netto-Null Norm – Möglichst viel entsiegeln, möglichst
wenig versiegeln
10. Mehr entsiegeln als versiegeln
11. Nachhaltigkeitskriterien für Unternehmen einführen
Beteiligung & Engagement: Flächenentwicklung durch Dialog: Wir, Bürger*innen gestal-
ten mit!
12. Zu Vorhaben der Flächenent-
wicklung und Beteiligungsmög-
lichkeiten informieren
13. Dialoge zur Doppelnutzung von
Flächen organisieren
14. Gemeinschaftliche Aktionen zur
Begrünung fördern
15. Niedrigschwellige Möglichkeiten
der Online-Beteiligung anbieten
16. neue Wohnformen und Vernetzung
fördern Abbildung 1: Der Bürgerrat im Überblick
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 2 von 372. Die Vorgeschichte: So kam es zum Bürgerrat
Der Bürgerrat Edermünde ist Teil des Ho-
rizon-Forschungsprojekts CLIMAS der
Europäischen Union (EU). CLIMAS steht
für CLIMAte change citizens engage-
ment toolbox for dealing with Societal re-
silience. Das Projekt hat das langfristige
Ziel, Klimabürgerräte wirkungsorientier-
ter, inklusiver und leichter umsetzbar zu
gestalten. Dafür werden verschiedene
methodische und organisatorische An-
sätze in Bürgerräten und Reallaboren in
verschiedenen EU-Mitgliedsländern ge-
testet, evaluiert und verbessert. Ab-
schließend wird aus den Ergebnissen ein
Werkzeugkoffer entwickelt, der die Pla-
nung und Umsetzung von Klimabürger-
räten erleichtern soll.
Die nordhessische Gemeinde Eder-
münde ist Mitglied im hessischen Bünd-
nis der Klima-Kommunen und will bis
2030 klimaneutral und klimaangepasst
sein. Im Oktober 2021 hat die Gemein-
devertretung entschieden, in Eder-
münde einen temporären „Bürgerrat
Klima“ durchzuführen. Durch die finan-
zielle Förderung des EU-umgesetzt wer-
den.
Die Gemeinde Edermünde ist eine von
sechs CLIMAS-Testregionen. Weitere
Bürgerräte und Reallabore haben in Ka-
talonien (Spanien), in Riga (Lettland), auf
der Insel Chios (Griechenland),
im Ebro Delta (Spanien) und in Vilnius
(Litauen) stattgefunden.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 3 von 373. Funktionsweise, Thema und Fragen des Bürgerrats
Bürgerräte sind Instrumente der delibe-
rativen Bürgerbeteiligung. In einem Bür-
gerrat kommt ein möglichst repräsenta-
tiver Querschnitt der regionalen Bevöl-
kerung zusammen, der per Zufall ausge-
wählt wird (weitere Informationen finden
Sie auf buergerrat.de). Der Bürgerrat be-
arbeitet gemeinsam eine bestimmte Fra-
gestellung. Hierfür erhalten die Mitglie-
der Hintergrundinformationen zu dem
Thema von unterschiedlichen Expert*in-
nen, hören die Positionen relevanter In-
teressensträger*innen, und haben im
Plenum, sowie in Kleingruppen, die Mög-
lichkeit miteinander zu diskutieren.
Nach mehreren Zwischenschritten wird
abschließend gemeinsam eine Lösungs-
empfehlung des Themas erarbeitet und
an die Politik übergeben, siehe Abbildung
2. Die Durchführung eines Bürgerrats er-
möglicht den Einbezug verschiedener
Perspektiven auf eine Thematik, schafft
Transparenz und erzeugt einen Rahmen,
in dem innovative Lösungen für kom-
plexe Probleme gefunden werden.
Abbildung 2: Prozess des Bürgerrats
Die veränderten Anforderungen an die
Flächennutzung im Rahmen des Klima-
wandels stellen ein solches komplexes
Problem dar. Fläche ist ein begrenztes
Gut. Flächenplanung geschieht mit ei-
nem langen Vorlauf und Planungshori-
zonten von meist mehreren Jahrzehnten.
In der Flächenplanung und -nutzung
müssen oft Entscheidungen für das Eine
und gegen das Andere getroffen werden:
Soll eine Fläche versiegelt und als Park-
raum zur Verfügung stehen, soll sie als
Grünfläche zur Naherholung dienen
oder wirtschaftlich verwendet werden?
Hinter diesen Fragen stehen Zielkon-
flikte mit verschiedenen Handlungsmög-
lichkeiten, zwischen verschiedenen Ak-
teurinnen und Akteuren und ihren Inte-
ressen und Bedürfnissen.
Den Bürger*innen im Bürgerrat Klima in
Edermünde wurde folgende Frage ge-
stellt:
„Wie soll die zukünftige Flächennutzung auf dem Gemeindegebiet Edermünde ange-
sichts von Klimawandel und Klimafolgenanpassung gestaltet werden?“
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 4 von 37Die Aufgabe des Bürgerrats war es also, diese Frage aus Sicht der Bürger*innen Edermün-
des zu beantworten und konkrete Empfehlungen zu entwickeln, wie die Gemeindever-
waltung in dieser Frage agieren soll. Um sich dem Thema aus verschiedenen Richtungen
anzunähern, wurden drei thematische Teilfragen entwickelt, siehe Abbildung 3.
Abbildung 3: Leit- und Teilfragen des Bürgerrats
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 5 von 374. Ergebnisse des Bürgerrats (Prinzipien und Empfehlungen)
Aufgabe des Bürgerrates war es, die in
Frage „Wie soll die zukünftige Flächen-
nutzung auf dem Gemeindegebiet Eder-
münde angesichts von Klimawandel und
Klimafolgenanpassung gestaltet wer-
den?“ zu beantworten und dazu aus Bür-
gersicht Prinzipien sowie Empfehlungen
zu erarbeiten. Die Prinzipien können der
Gemeinde in der Zukunft als Orientie-
rung für Entscheidungsprozesse dienen.
Die Prinzipien haben einen mittel- und
langfristigen Charakter, während die
Empfehlungen konkrete Schritte be-
schreiben, wie die Gemeinde im Sinne
der formulierten Prinzipien auch kurzfris-
tig handeln kann. Im Folgenden sind die
vier übergeordneten Prinzipien sowie die
16 Empfehlungen ausführlich beschrie-
ben. Am Ende des Kapitels 4 findet sich
das Abstimmungsergebnis der Prinzi-
pien und Empfehlungen.
Prinzip 1 | Klima als Entscheidungskriterium für Flächennutzung verankern
Klimaschutz und Klimaanpassung sollen
Uns ist auch bewusst, dass Konflikte
Grundlage und Priorität aller Entschei-
zwischen ökonomischen und ökologi-
dungen zur Flächennutzung sein – ergän-
schen Interessen nicht einfach aufzulö-
zend zu den anderen Pflichtaufgaben der
sen sind. Hier soll die Gemeinde als Ver-
Gemeinde. Die Dringlichkeit des Klima-
mittlerin zwischen den Interessensgrup-
schutzes und -anpassung ist zu berück-
pen agieren – zum Beispiel über Dialo-
sichtigen.
gangebote oder Mediationsformate.
Wichtig ist, dass die betroffenen Ak-
Umgang mit Zielkonflikten und Her-
ausforderungen
teur*innen hinter dem gemeinsamen Ziel
und Weg stehen. Daher sollen Land-
Uns ist bewusst, dass Klimaschutz- und
Klimaanpassungsmaßnahmen Kosten
verursachen. Wir plädieren jedoch stark
dafür, benötigte Gelder trotzdem im
Haushalt einzuplanen. Was jetzt inves-
tiert wird, muss später nicht teuer für Kli-
maschäden bezahlt werden.
wirt*innen bei Maßnahmen zum Klima-
schutz und Klimaanpassung unbedingt
eingebunden werden. Gleichzeitig soll-
ten sie auch unterstützt werden. Die für
die Umsetzung von Maßnahmen anfal-
lenden organisatorischen und finanziel-
len Kosten könnten über externe Mittel
eingeworben werden.
Um dem Gefühl der Überforderung oder
Unverständnis gegenüber Klimamaß-
nahmen entgegenzuwirken, braucht es
mehr Informationen und Sensibilisierung
über die langfristigen Ziele der Ge-
meinde.
Vision
Unsere Vision ist ein Edermünde, das vor
Hochwasser bestmöglich geschützt ist,
nachhaltige/regenerative Landwirt-
schaft praktiziert, gesunde Böden auf-
weist, schonend mit der Ressource Was-
ser umgeht, sowie von naturnahen Flä-
chen geprägt ist.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde 6 von 37Empfehlung 1 | Einen „Klimacheck“ einführen
Alle Entscheidungen der Gemeindever-
tretung zur Flächenplanung und -nut-
zung von neuen Vorhaben sollen so
schnell wie möglich einen „Klima-
Check“ durchlaufen. Anhand dieser
Checkliste soll die Gemeinde prüfen und
bewerten, inwiefern Klimaschutz und
Klimaanpassung in den Vorhaben be-
rücksichtigt werden. Dafür braucht es
abhängig vom Projekt geeignete Bewer-
tungskriterien, die in Zusammenarbeit
mit unabhängigen Expert*innen entwi-
ckelt werden sollen.
So kann die Gemeinde sicherstellen,
dass Klimaschutz und -anpassung im-
mer mitgedacht werden, und zukunfts-
orientierte Entscheidungen für die Ge-
meindeentwicklung getroffen werden.
Empfehlung 2 | Ein zukunftsgerichtetes Wassermanagement-Konzept erstellen
Die Gemeinde soll ein Konzept für ein zu-
Bewirtschaftung machen. Die Nutzung
kunftsfähiges Wassermanagement auf
multifunktionaler Landwirtschaftssys-
den Flächen Edermündes erarbeiten
teme ist zu prüfen. Hintergrund: Gute Bö-
(lassen) und dieses als Grundlage für
den sind in vielerlei Hinsicht wichtig als
künftige Flächenentscheidungen heran-
Kohlenstoffsenke, zur Versickerung und
ziehen. Aus dem Konzept soll hervorge-
Hochwasserschutz, und natürlich zur
hen, wie die Gemeinde zukünftig sowohl
Produktion von Nahrungsmitteln und
mit Wassermangel als auch zu großen
Nutzpflanzen. Das Konzept sollte in je-
Wassermassen auf Oberflächen und im
dem Fall im Dialog mit den betroffenen
Untergrund umgehen kann. Dabei sind
Akteur*innen erarbeitet werden. Eine
die Maßnahmenvorschläge zur Klimaan-
Unterstützung durch die Universität Kas-
passung aus dem Aktionsplan der Ge-
sel sollte genutzt werden.
meinde einzubeziehen. Aus unserer
Sicht herrscht besonderer Handlungs-
druck, das Ablaufsystem z.B. des Pilger-
bachs in den Ortsteilen Grifte und Holz-
hausen auf mögliche Starkregenereig-
nisse vorzubereiten. Bezogen auf land-
wirtschaftliche Flächen soll das Konzept
auch Vorschläge zur Erhaltung bzw. Zum
Die Erarbeitung eines solchen zukunfts-
orientierten Konzepts ist uns wichtig,
weil es uns Sicherheit für einen vorsor-
genden Umgang mit den Klimafolgen
gibt. Je zukunftsgerichteter sich die Ge-
meinde aufstellt, desto attraktiver macht
sie sich - zum Beispiel für Familien mit
Kindern.
Aufbau von Bodenqualität und Humus-
schichten und für die bodenfreundliche
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde 7 von 37Empfehlung 3 | Regenwassernutzung fördern und forcieren
Die Gemeinde soll die Einführung einer
formiert und aufgeklärt werden (z.B. Be-
gemeindeweiten Verpflichtung von Re-
ratung via Bürger*innen Telefon). Außer-
genwassernutzung bei Neubauten prü-
dem sollte die Gemeinde überlegen, ob
fen. Regenwasserzisternen entlasten
sie Anreizprogramme und Fördermittel
das Abwassersystem – auch bei Starkre-
zur Verfügung stellen kann. Wichtig ist
genereignissen. Außerdem reduzieren
uns, dass die Gemeinde als Vorbild in
sie den Frischwasserbedarf insbeson-
der Regenwassernutzung agiert und
dere in trockenen Jahreszeiten. Daher
diese auch in gemeindeeigenen Gebäu-
sollte mehr über Nutzen und Vorteile der
den verwendet bzw. (nachträglich) in-
Regenwassernutzung (beispielweise
stallieren lässt – z.B. in Kindergärten, in
Einsparung von Abwassergebühren) in-
Mehrzweckhallen und im Rathaus Holz-
hausen.
Empfehlung 4 | Infrastruktur modernisieren und klimaresilient aufstellen
Die Gemeinde soll sich bei Baumaßnah-
unnötige Doppelbauarbeiten an dersel-
men auf dem Gemeindegebiet besser
ben Stelle vermieden werden. Uns ist
und früher mit den Versorgern und Netz-
diese Maßnahme wichtig, weil die derzeit
betreibern (z.B. EAM) koordinieren und
unzureichende Infrastruktur den Ausbau
absprechen, um die Infrastruktur für
moderner, klima-freundlicher Technolo-
nachhaltige und klimaangepasste Ener-
gien (z.B. Solaranlagen auf Dächern,
gienutzung, Wasserversorgung und Ka-
Wall-Box für e-Autos) blockiert.
nalisation zu modernisieren. So können
Empfehlung 5 | Klimaschutzmanager*in einstellen
Es soll eine Klimaschutzmanager*in in
der Gemeinde Edermünde (oder gemein-
deübergreifend) eingestellt werden. Un-
serem Prinzip #1 folgend, braucht es
dringend personelle Unterstützung, um
die verschiedenen Klimaschutz- und
Klimaanpassungsmaßnahmen in die
Umsetzung zu bringen und Finanzie-
rungsanträge beim Land und Bund zu be-
antragen. Er oder sie soll die Erreichung
der Klimaschutzziele Edermündes (bis
2030 klimaneutral zu sein) und des Akti-
onsplans Edermünde (erarbeitet in 2021)
koordinieren. Wir sehen den/die Klima-
schutzmanager*in außerdem auch als
Anlaufstelle, um sich als Bürger*innen
über Maßnahmen und Förderungen für
Klimaschutz und Klimaanpassung infor-
mieren zu können. Uns ist dabei beson-
ders wichtig, dass die Person unabhän-
gig im Sinne des Klimaschutzes agieren
kann.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 8 von 37Empfehlung 6 | Aktionsplan umsetzen
Die geplanten Projekte im Bereich des
Klimaschutzes und der Klimaanpassung,
die im Aktionsplan der Gemeinde (im
Jahr 2021 erstellt) beschrieben sind,
müssen in die Umsetzung kommen. Als
Bürger*innen der Gemeinde möchten
wir außerdem über die Ziele und Zwi-
schenstände des Aktionsplans infor-
miert werden – beispielsweise mittels re-
gelmäßiger, öffentlicher Veranstaltun-
gen (siehe Empfehlung 4.12). Die Errei-
chung der Ziele sollte über eine externe,
unabhängige Kontrolle sichergestellt
werden.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 9 von 37Prinzip 2 | Edermünde soll grüner werden – Klimaanpassung, Artenvielfalt und Lebens-
qualität stärken
Die Begrünung soll in Edermünde priori-
siert werden um (a) die Klimaanpassung
zu sichern (Versickerungsfähigkeit,
Hochwasserschutz und Abkühlung, Hit-
zeschutz), (b) die Artenvielfalt und Bio-
diversität zu stärken und (c) die Lebens-
qualität zu erhöhen. Das gilt für sowohl
für kommunale als auch gewerbliche so-
wie private Gärten und Grünflächen.
Denn Prävention ist langfristig günstiger
und deshalb im Vergleich zum Umgang
mit Folgeschäden zu bevorzugen. Be-
reits bestehende und zukünftige verab-
schiedete Regelungen und Richtlinien
zur Begrünung sollen durch eine unab-
hängige Instanz kontrolliert und durch-
gesetzt werden. Dabei sollen Koopera-
tion und Beteiligung gestärkt werden. Die
Kosten sollen solidarisch verteilt wer-
den, sodass alle einen fairen Teil der
Kosten tragen und soziale Härten ver-
mieden werden. Die Gemeinde soll bei
besonderen Bedürfnissen Ausnahmen
machen oder Unterstützung leisten (z.B.
bei alten oder sozioökonomisch schwä-
cher gestellten Menschen, etc.).
Umgang mit Zielkonflikten und Her-
ausforderungen
Auf diese Weise werden wir drei zentra-
len Herausforderungen gerecht: Bio-
diversität wird gestärkt und das Arten-
sterben verringert, Versiegelung wird be-
gegnet und so der Hochwasserschutz
gestärkt, Hitzeentwicklung wird durch
Beschattung entgegengewirkt. Es gilt so
wenige Auflagen wie möglich zu machen,
aber auch so viele wie nötig sind, um eine
nachhaltige und klimaangepasste Be-
grünung zu erreichen. Es muss ein fairer
und solidarischer Umgang mit den unter-
schiedlichen Interessen von direkt Be-
troffenen, bei denen hohe Kosten anfal-
len, und dem Nutzen der Allgemeinheit,
gefunden werden. Verhältnismäßige
Mehrkosten werden für einzelne Ak-
teur*innen in Hinblick auf den breiteren
allgemeinen Nutzen in Kauf genommen.
Vision
Unsere Vision ist ein Edermünde, das
deutlich natürlicher, grüner und bunter
ist. Es gibt mehr Raum für Biodiversität in
Feld und Flur, öffentlichen Flächen so-
wie privaten Gärten. Die Natur ist stärker
fühlbar, man hört mehr Vogelgesang. Es
gibt eine wahrnehmbar größere Arten-
vielfalt und Biodiversität. Durch natürli-
che Beschattung gibt es ein besseres
Klima im Ort und es ist auch in Hitzepha-
sen kühler. Höhere Versickerungsmög-
lichkeiten schützen vor Hochwasser und
Starkregenereignissen. Anwohner wer-
den durch Aufklärung und Austauschfor-
mate umfassend dabei unterstützt und
motiviert, selbst nachhaltiger zu leben.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 10 von 37Empfehlung 7 | Gemeinde Edermünde als grüner Vorreiter
Die Gemeinde soll ab sofort bei öffentli-
hergeht. Dabei soll sie sich an etablier-
chen (Grün-)Flächen eine Vorreiterrolle
ten Konzepten orientieren, die diese
einnehmen und eine stärkere und nach-
Ziele vereinen, wie z.B. der Permakultur.
haltige Begrünung stark priorisieren, um
Sie soll geeignete Maßnahmen treffen,
Klimaanpassung, Biodiversität und Le-
um die Bevölkerung zur nachhaltigen Be-
bensqualität zu stärken. Bereits beste-
grünung zu animieren, z.B. durch an-
hende sowie die durch diese Empfeh-
schauliche Pilotprojekte und Demonst-
lung ergänzten Richtlinien und Regelun-
rationsflächen, die Bürger*innen besu-
gen sollen durch eine unabhängige In-
chen können, um dort die positiven Ef-
stanz kontrolliert und durchgesetzt wer-
fekte zu sehen und wichtige Informatio-
den (z.B. ein Klimamanager). Es sollen
nen und Beratung zu erhalten. Nach
noch mehr Bäume auf kommunalen
Möglichkeit soll dies unter enger und ak-
Grünflächen und anderen Flächen ge-
tiver Beteiligung der Bürger*innen ge-
pflanzt werden, auch wenn das mit zu-
schehen, die dabei selbst Informationen
sätzlichem Laubanfall und Kosten ein-
und Erfahrung mit nachhaltiger Begrü-
nung machen können.
Empfehlung 8 | Gärten nachhaltig begrünen
Private Gärten von Bewohner*innen aus
Edermünde sollen nachhaltiger gestaltet
werden, also mit einer höheren Biodiver-
sität, Lebensqualität und Klimaanpas-
sung (Versickerungsfähigkeit und Küh-
lungseffekte).
Bei Neubauten sollen so bald wie mög-
lich Regelungen verabschiedet und Be-
bauungspläne angepasst werden, um si-
cherzustellen, dass private Grundstücke
(insb. Gärten) möglichst versickerungs-
fähig, kühlend, und der Artenvielfalt för-
derlich gestaltet werden. Es soll geprüft
werden, ob die Grundflächenzahl (GRZ)
nach unten angepasst werden kann, um
dadurch eine geringere Versieglung und
stärkere Begrünung zu erreichen. Die
Quote an bereitzustellenden Parkflä-
chen bei Neubauten soll geprüft und ggf.
nach unten korrigiert werden. Das Verbot
von Schottergärten sowie andere Rege-
lungen zu nachhaltigen Gärten sollen
kontrolliert, umgesetzt und eingehalten
werden. Zudem soll die Gemeinde eine
Bepflanzung fördern, die klimaange-
passt ist und die Artenvielfalt stärkt, z.B.
durch einen “Garten Klima-Check” (an-
gelehnt z.B. an die Empfehlungen zu Gär-
ten von BUND und NABU) und indem sie
Bürger*innen bei der Planung ihrer Gär-
ten berät und informiert.
Bei bestehenden Gärten sollen mög-
lichst zeitnah Informationsangebote
durch die Gemeinde für interessierte
Bürger*innen zur nachhaltigen Garten-
planung (z.B. mit Permakultur) angebo-
ten werden. Zudem sollen Anreize zur
nachhaltigen Gestaltung der privaten
Gärten geschaffen werden (z.B. kosten-
lose Beratung, Preise und öffentliche
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 11 von 37Auszeichnungen für besonders nachhal-
tige Gärten, oder eine Pflanzen-Tausch-
börse). Zudem sollen hier Initiativen und
Strukturen aus der Bevölkerung heraus
aktiv werden, wo die Gemeinde nur be-
grenzt Einfluss nehmen kann (siehe
Empfehlung 4.14).
Empfehlung 9 | Gewerbliche Grünflächen nachhaltig gestalten
Grünflächen von Gewerbe und Unter-
flächen zu erreichen. Bei Neubaugebie-
nehmen sollen möglichst zeitnah zuneh-
ten soll es ambitioniertere Vorgaben ge-
mend nachhaltig, klima- und arten-
ben, wie viel der Fläche als Grünflächen
schutzfreundlich gestaltet werden, um
ausgewiesen wird und wie diese mög-
Klimaanpassung, Biodiversität und Le-
lichst nachhaltig gestaltet werden kann
bensqualität zu stärken. Bei bereits be-
(im Sinne der Biodiversität, Klimaanpas-
stehendem Gewerbe in Edermünde soll
sung und Lebensqualität).
es insbesondere Informationen und An-
reize geben, um mehr nachhaltige Grün-
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 12 von 37Prinzip 3 | Netto-Null Norm – Möglichst viel entsiegeln, möglichst wenig versiegeln
Edermünde soll möglichst viel entsie-
schwerer wiegt. Das allgemeine Inte-
geln und möglichst wenig versiegeln –
resse an Versickerungsfähigkeit, Küh-
und insgesamt mehr Flächen entsiegeln
lung, Biodiversität und Lebensqualität ist
als versiegeln. Auf die gesamte Ge-
zu priorisieren, dabei dürfen die individu-
meinde gerechnet soll maximal so viel
ellen Kosten jedoch nicht unverhältnis-
versiegelt wie entsiegelt werden (“Netto
mäßig hoch sein. Flächen nicht weiter zu
Null Norm”). Dieses Ziel wiegt schwerer
versiegeln ist wichtiger als es mögliche
als mögliche Mehreinnahmen, welche
Mehreinnahmen der Gemeinde durch
die Gemeinde aus neuen Gewerbegebie-
neue Gewerbegebiete wären.
ten gewinnen könnte, insbesondere in
Hinblick auf bereits ausgeschriebene
aber noch nicht realisierte Gewerbege-
biete. Denn auch zukünftige Generatio-
nen sollen in Edermünde gut leben und
arbeiten können. Dabei sollen die Belas-
tungen insbesondere für bestehende
kleinere Gewerbe und bei privaten An-
wohnern mit kleineren Flächen nicht zu
groß und verhältnismäßig sein. Ökologi-
sche Ausgleiche die Unternehmen (und
Privatpersonen) für Neubauten bzw. Ver-
siegelungen leisten, sollen ambitionier-
ter werden und kreativer andere, beson-
ders effektive Ausgleichmöglichkeiten
mit einbeziehen. Bei Wohnraum soll in
erster Linie zentral z.B. in den Ortskernen
nachverdichtet werden. Hier sind grö-
ßere Wohnhäuser (z.B. Mehrfamilien-
häuser) zu bevorzugen, diese sollen aber
ins Ortsbild passen. Zudem soll existie-
render Leerstand genutzt und neuer
Leerstand vermieden werden, bevor es
Neuversiegelungen gibt.
Umgang mit Zielkonflikten und Her-
ausforderungen
Der Bedarf an Gewerbe- und Wohnflä-
chen soll primär durch Nachverdichtung
gestillt werden, statt weitere Flächen zu
versiegeln, da das Interesse nach Versi-
ckerungsflächen und Grünflächen
Vision
Unsere Vision ist ein Edermünde das die
Möglichkeiten einer Entsiegelung von un-
genutzten Flächen erhebt und ein klares
Konzept für die Vergabe von Gewerbeflä-
chen und die Ansiedlung von Unterneh-
men hat, welches Nachhaltigkeit priori-
siert und fördert. Mit der Ausweisung von
neuen Gewerbegebieten geht die Entsie-
gelung von Flächen einher, die nicht für
Ansiedlungen von Gewerbe oder anderer
Nutzung geeignet scheinen. Es soll mehr
Mischgebiete in den nachverdichteten
Ortskernen geben, auf denen Gewerbe
(z.B. Handwerk und Dienstleistungen)
und Wohnen gleichwertigen Platz finden
und zusammengedacht und zusammen-
gebracht werden. Innovative Unterneh-
men und Geschäftsideen schaffen es,
Arbeitsplätze in der Region und Ge-
meinde zu halten. Es gibt zahlreiche
Grünflächen, der Ortskern ist lebendig
und nachverdichtet, größere Mehrfamili-
enhäuser passen sich ins Ortsbild ein. Es
gibt keine Leerstände, ehemalige unge-
nutzte Flächen wurden entsiegelt oder
anderweitig genutzt. Auch Privatflächen
sind zu großen Teilen entsiegelt und be-
grünt.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 13 von 37Empfehlung 10 | Mehr entsiegeln als versiegeln
Die Gemeinde soll ab sofort bei der zu-
künftigen Flächenplanung mehr oder zu-
mindest ebenso viel Fläche entsiegeln
wie versiegeln (“Netto Null Norm”). Es
sollen stattdessen bereits ausgewiesene
Neubaugebiete bebaut, Leerstand ge-
nutzt (“Umbau vor Abriss” da ressour-
censchonender) und eine Nachverdich-
tung in den Ortskernen erreicht werden.
Zudem soll sie ab sofort keine weiteren
Neubaugebiete ausweisen. Ausnahmen
können gemacht werden, um Ortskerne
nachzuverdichten. In diesem Fall sollen
im Ortskern jedoch Grünflächen (die
“Grüne Lunge”) bewahrt werden. Da es
keine Neubaugebiete gibt, bleiben auch
die landwirtschaftlichen Flächen erhal-
ten, die in Edermünde besonders hoher
Qualität sind und die Ortskerne werden
gleichzeitig belebt, attraktiver und zu-
kunftsfähig gemacht. Keine Wohnneu-
baugebiete im Außenbereich heißt zu-
dem keine Versiegelung von biodiversi-
tätsreichem Boden und weniger Autover-
kehr. Nachverdichtung soll da passieren,
wo die notwendige Infrastruktur bereits
existiert bzw. gefördert ist (Ärzt*innen,
Gewerbe, etc.), und auf dem letzten
Stand der Wissenschaft basieren (z.B.
besonders ressourcenschonend). Es
soll aber Gestaltungsraum für individu-
elle Einzelfälle erhalten bleiben (z.B.
Größe für Gebäude).
Empfehlung 11 | Nachhaltigkeitskriterien für Unternehmen einführen
Die Gemeinde soll zukünftige Flächen-
keinen negativen Effekt auf die Ökologie
planung und -nutzung, z.B. bei Gewerbe-
haben, z.B. durch (Dach-)Begrünung und
gebieten, mit Kriterien der Nachhaltigkeit
Photovoltaik. Dabei sollen ökologische
und Ökologie verknüpfen, insbesondere
Ausgleiche von Unternehmen für Neu-
bei der Ansiedlung und Weiterentwick-
bauten bzw. Versiegelungen ambitio-
lung von Unternehmen. Flächen sollten
nierter werden und kreativer andere, be-
nur dann vergeben werden, wenn das
sonders effektive Ausgleichmöglichkei-
Unternehmen glaubwürdig darstellen
ten mit einbeziehen. Möglichkeiten sind
kann, dass es nachhaltig agiert, z.B. im
z.B. die finanzielle Förderung von Bioto-
Rahmen einer Nachhaltigkeitsberichter-
pen, Retentionsflächen, Pflanzgut im
stattung. So ist die Ansiedlung zukunfts-
Wald, Agroforst, Hecken und mehrjäh-
trächtiger Unternehmen auf dem Ge-
rige und diverse Zwischenfrüchte bei
meindegebiet zu bevorzugen. Lokale Be-
landwirtschaftlichen Flächen. Die Ge-
triebe sollten Vorrang für die Flächennut-
meinde soll hierbei eine Vorreiterrolle in
zung erhalten.
Bezug auf die ab 2026 geltenden CSRD
(Corporate Sustainability Reporting Di-
Für sich neu ansiedelnde Unternehmen
sollen Nachhaltigkeitskriterien verpflich-
tend eingeführt werden, um sicherzu-
stellen, dass deren Aktivitäten einen po-
sitiven Beitrag zur Ökologie leisten bzw.
rective) der EU einnehmen, um sich
durch vorausschauendes Handeln einen
Standortvorteil zu verschaffen.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 14 von 37Bei bestehenden Unternehmen sollen
Anreize geschaffen werden, um Nach-
haltigkeit zu fördern, etwa durch gezielte
Fördermittel, die aktiv eingeworben und
durch die Gemeinde transparent kom-
muniziert werden. Bestehende Unter-
nehmen sollen sich aber ebenfalls an
Nachhaltigkeitskriterien halten. Die Um-
setzung soll zeitnah erfolgen: Die Ge-
meinde soll unverzüglich mit der Einfüh-
rung von Maßnahmen beginnen.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 15 von 37Prinzip 4 | Flächenentwicklung durch Dialog: Wir, Bürger*innen, gestalten mit!
In der Zukunft sollen direkt Betroffene
Um auch die Bürger*innen zu erreichen,
sowie Bürger*innen der Gemeinde Eder-
die sehr beschäftigt sind, sollten Ter-
münde stärker bei Entscheidungen zur
mine langfristig und wiederholt kommu-
Flächennutzung beteiligt werden. Aktuell
niziert werden und zu Bürger*innen-
sind die Bürger*innen in der Holschuld,
freundlichen Zeiten stattfinden (z.B. am
um sich zu informieren und einzubrin-
Wochenende) und auch hybride bzw. di-
gen. Die Gemeinde soll stärker in die
gitale Teilnahmemöglichkeiten beinhal-
Bringschuld genommen werden und pro-
ten.
aktiv auf Bürger*innen zugehen. Grund-
sätzlich soll die Gemeinde frühzeitig
(also vor der Planung) informieren und
beteiligen. Bürger*innen sollen die Mög-
lichkeit erhalten, Themen einzubringen.
Betroffene zu beteiligen ist wichtig. Fragt
man jedoch nur Betroffene, heißt es
schnell “nicht vor meiner Haustür”. Da-
her soll auch die breite Gemeindebevöl-
kerung eingebunden werden. Schließlich
geht das Thema der Flächennutzung alle
etwas an. Um eine Beteiligung einfacher
zu gestalten, sollen Expert*innen die
notwendigen Hintergrundinformationen
liefern.
Umgang mit Zielkonflikten und Her-
ausforderungen
Beteiligungsmöglichkeiten wirken aus-
uferndem Individualismus entgegen,
stärken das Gemeinschaftsgefühl und
fördern den Austausch untereinander.
Sie helfen, die Interessen von Politik,
Landwirtschaft, Gewerbe und Bürger*in-
nen näher zusammenzubringen.
Indem die Gemeinde proaktiv auf die
Bürger*innen zugeht, signalisiert sie In-
teresse und beugt so Politikverdrossen-
heit vor.
Beteiligung muss Prozesse nicht unbe-
dingt verzögern, sondern kann sie auch
effizienter gestalten. Kosten und Auf-
wand zu Beginn lohnen sich, da eine
frühzeitige Beteiligung von Bürger*innen
helfen kann, die richtigen Prioritäten zu
setzen, ein Stimmungsbild zu erhalten
und somit zukünftige Konflikte zu ver-
meiden.
Vision
Unsere Vision ist ein „Edermünde“ mit
mehr Miteinander, in dem die Bürger*in-
nen zum Bei-spiel über kollektive Aktio-
nen die Flächennutzung aktiv mitgestal-
ten können. So entwickeln sie ein Gefühl
der Verantwortung und Selbstwirksam-
keit.
Wir ALLE sind Edermünde.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 16 von 37Empfehlung 12 | Zu Vorhaben der Flächenentwicklung und Beteiligungs-möglich-
keiten informieren
Über Vorhaben der Flächengestaltung
und damit verbundene Beteiligungsmög-
lichkeiten soll möglichst frühzeitig und
Fachexpert*innen eingeladen werden,
um Input zu geben und Rückfragen zu be-
antworten.
mehrfach informiert werden. Die Kom-
munikation soll leicht verständlich sein.
Wir empfehlen, dass eine regelmäßig
(mindestens zweimal im Jahr) stattfin-
dende Informationsveranstaltung zu den
folgenden Punkten von der Gemeinde or-
ganisiert wird:
▪ Rückschau: Was ist in der Flächen-
planung in der letzten Zeit passiert?
▪ Vorausschau: Welche Projekte ste-
hen aktuell an?
▪ Welche Beteiligungsmöglichkeiten
gibt es?
Die Veranstaltung soll ein möglichst
breites Publikum erreichen. Neben Be-
troffenen sollen auch weitere interes-
sierte Bürger*innen angesprochen wer-
den. Zu den Veranstaltungen sollen auch
Um möglichst viele Bürger*innen zu er-
reichen, soll die Veranstaltung zu bürger-
freundlichen Zeiten und per Onlinezu-
schaltung stattfinden. Außerdem soll die
Veranstaltung über verschiedene Me-
dien beworben werden, wie zum Beispiel
Newsletter oder soziale Medien, um
auch junge Menschen zu erreichen.
Diese Informationsformate sind ent-
scheidend, damit die Bürger*innen
nachvollziehen können, welche Projekte
derzeit diskutiert werden und welche
Möglichkeiten zur Beteiligung bestehen.
Da die Gestaltung der Flächen langfristig
insbesondere junge Menschen betreffen
wird, sollen diese sich ebenso angespro-
chen fühlen.
Empfehlung 13 | Dialoge zur Mehrfachnutzung von Flächen organisieren
Wir empfehlen, dass die Gemeinde pro-
Teilnehmenden der Dialogveranstaltun-
fessionell moderierte Dialoge zu Mög-
gen hängt vom Ausmaß des jeweiligen
lichkeiten der Mehrfachnutzung von Flä-
Projekts ab.
chen initiiert. Die Dialoge sollen Be-
troffene, Interessengruppen, Fachex-
pert*innen, aber auch weitere Bürger*in-
nen zusammenbringen. Im Austausch
sollen Möglichkeiten zur Mehrfachnut-
zung von Flächen, ungenutzte Potenziale
und Synergien identifiziert werden. Bei-
spiele sind die Nutzung von landwirt-
schaftlichen Grenzflächen als Blühstrei-
fen oder die Umwandlung von Rasenflä-
chen in Waldgärten. Die Auswahl der
Durch die Förderung von Mehrfachnut-
zungen lassen sich unterschiedliche
Ziele wie Naturschutz, Biodiversität, Ar-
tenvielfalt sowie Lebensqualität in Ein-
klang mit einer wirtschaftlichen, nach-
haltigen und effizienten Landwirtschaft
bringen. Ein frühzeitiger und konstrukti-
ver Dialog ermöglicht die Entwicklung
mehrheitsfähiger und praktikabler Lö-
sungen für eine nachhaltige Flächennut-
zung.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 17 von 37Empfehlung 14 | Gemeinschaftliche Aktionen zur Begrünung fördern
Um die Begrünung der Gemeinde voran-
nen, beispielsweise für die gemein-
zutreiben und gleichzeitig das Gemein-
schaftliche Baumpflege, wird ausdrück-
schaftsgefühl zu stärken, sollen kollek-
lich empfohlen.
tive Aktionen gefördert werden. Beispiele
hierfür sind Aktionstage zur Begrünung,
Baumpatenschaften, die Bürger*innen
Verantwortung für die Pflege von Bäu-
men übertragen, oder „Geburtsbäume“,
die als persönliche oder familiäre Pro-
jekte gepflegt werden können. Die Ein-
bindung von Schulen, Kindergärten, In-
Die Empfehlung zielt darauf ab, den Ziel-
konflikt zu lösen, dass zwar ein allgemei-
ner Wunsch nach mehr Begrünung be-
steht, jedoch der Aufwand und die Kos-
ten für Pflege und Unterhalt von Bäumen
und Grünflächen oft gescheut werden.
Durch kollektives Handeln kann diese
Last auf viele Schultern verteilt werden.
tegrationsprojekten und weiteren Verei-
Empfehlung 15 | Niedrigschwellige Möglichkeiten der Online-Beteiligung anbie-
ten
Wir empfehlen, dass die Gemeinde er-
gänzend zu den bekannten Formaten
einfache und zugängliche Online-Beteili-
gungsmöglichkeiten anbietet, um die
Bürger*innen in die Flächenentwicklung
in Edermünde einzubinden. Diese Platt-
formen sollen folgende Funktionen er-
möglichen:
▪ Bürger*innen können Themen, die
ihnen besonders wichtig sind, priori-
sieren oder neu einbringen.
▪ Konkrete Projektvorhaben können
z.B. über Skalen bewertet und mit
Kommentaren ergänzt werden.
Die eingereichten Kommentare sollen
regelmäßig gesichtet und moderiert wer-
den, um eine konstruktive und zielgerich-
tete Diskussion sicherzustellen.
Damit die Ergebnisse der Online-Beteili-
gung nicht ungenutzt bleiben, empfehlen
wir, dass die Gemeindevertretung diese
diskutiert und eine transparente Rück-
meldung gibt. Dabei sollte klar kommu-
niziert werden, wie die Empfehlungen in
den Entscheidungsprozess einfließen.
Verantwortliche für die Umsetzung sol-
len dabei eindeutig benannt werden.
Diese niedrigschwellige Form der Beteili-
gung bietet der Gemeinde die Möglich-
keit, frühzeitig Rückmeldungen und ein
Stimmungsbild zu Themen der Flächen-
nutzung zu erhalten. Gleich-zeitig wird
den Bürger*innen eine einfache und di-
rekte Möglichkeit zur Mitgestaltung ge-
boten.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 18 von 37Empfehlung 16 | Neue Wohnformen und Vernetzung fördern
Wir empfehlen die Einrichtung einer Be-
Wohnen ist ein emotionales und persön-
ratungs- und Vermittlungsstelle, die Bür-
liches Thema und Konzepte wie Woh-
ger*innen zu Wohnraum- und Gemein-
nungstausch sind häufig mit Vorbehal-
schaftsthemen berät und vernetzt. Die
ten behaftet. Daher ist es wichtig, Ziel-
Beratungsstelle muss nicht alle Themen
gruppen wie Seniorinnen und Senioren
eigenständig abdecken, sondern kann
und deren Angehörige aktiv aufzusu-
Bürger*innen gezielt an bestehende An-
chen, sie über die Vorteile aufzuklären
gebote, Förderprogramme oder Fach-
und Ängste abzubauen. Dabei bleibt das
stellen verweisen. Schwerpunkte der Be-
Angebot selbstverständlich freiwillig.
ratung sollten sein:
▪ Möglichkeiten von Mehrgeneratio-
nenwohnen und Wohnungstausch.
▪ Vermittlung von Leerstand und Grün-
dung von Wohngemeinschaften.
▪ Modelle wie Immobilienverrentung
oder Vermietung von Wohnraum
durch Senioren an Studierende.
▪ Die Beratungsstelle soll auch den
Austausch fördern, z.B. durch Bür-
ger*innen Cafés, in denen Expert*in-
nen und Interessierte zusammen-
kommen. Zudem kann sie Kontakte
zwischen älteren Menschen und In-
vestoren vermitteln und inspirie-
rende Projekte aus anderen Gemein-
den vorstellen.
Diese Möglichkeit trägt dazu bei:
▪ Mehr Wohnraum ohne zusätzlichen
Flächenverbrauch zu schaffen.
▪ Vereinsamung entgegenzuwirken
und die Dorfgemeinschaft zu fördern.
▪ Ressourcenschonende, kostengüns-
tige Lösungen zu ermöglichen.
Diese Maßnahmen machen die Ge-
meinde attraktiver und stärken das sozi-
ale Miteinander.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 19 von 37Abstimmungsergebnis
Die Abstimmung erfolgte am letzten Sitzungstag. Alle anwesenden Mitglieder des Bürger-
rates (23 Personen) waren stimmberechtigt. Die Abstimmung erfolgte auf Papierbögen
und jedes Mitglied durfte jeweils ein Kreuz pro Empfehlung und Prinzip setzen. Dabei gab
es die Auswahlmöglichkeiten (1) Zustimmung, (2) Zustimmung mit Zweifel und (3) keine
Zustimmung. Tabelle 1 zeigt das Abstimmungsergebnis.
Zustimmungs-
Zustimmung mit
Keine
Ent-
Nr.*
rate** Zustimmung
Zweifel
Zustimmung
haltung Stimmen
P1 95,7% 91,3% 4,3% 0% 4,3% 22
P2 100,0% 100,0% 0% 0% 0% 22
P3 100,0% 73,9% 26,1% 0% 0% 23
P4 91,3% 87,0% 4,3% 4,3% 4,3% 22
E1 100,0% 95,7% 4,3% 0% 0% 23
E2 95,7% 91,3% 4,3% 4,3% 0% 23
E3 100,0% 95,7% 4,3% 0% 0% 23
E4 100,0% 91,3% 8,7% 0% 0% 23
E5 100,0% 91,3% 8,7% 0% 0% 23
E6 100,0% 87,0% 13,0% 0% 0% 23
E7 100,0% 95,7% 4,3% 0% 0% 23
E8 95,7% 73,9% 21,7% 0% 4,3% 22
E9 100,0% 95,7% 4,3% 0% 0% 23
E10 95,7% 78,3% 17,4% 0% 4,3% 22
E11 95,7% 95,7% 0,0% 0% 4,3% 22
E12 91,3% 91,3% 0,0% 4,3% 4,3% 22
E13 91,3% 91,3% 0,0% 4,3% 4,3% 22
E14 91,3% 87,0% 4,3% 4,3% 4,3% 22
E15 91,3% 91,3% 0% 4,3% 4,3% 22
E16 91,3% 73,9% 17,4% 4,3% 4,3% 22
Tabelle 1: Abstimmungsergebnis
* Die entsprechenden Empfehlungen und Prinzipien können Kapitel 4 entnommen wer-
den.
** Zustimmung + Zustimmung mit Zweifel in %
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 20 von 375. Zufallsauswahl: Zusammensetzung des Bürgerrats
Die Mitglieder des Bürgerrats wurden
mithilfe einer zweistufigen Zufallsaus-
wahl ausgesucht, der in Abbildung 4 ver-
anschaulicht ist. Hierbei hatte jede Bür-
gerin und jeder Bürger in Edermünde die
gleiche Chance teilzunehmen. Durch die
zufällige Auswahl der Mitglieder wurde
die Perspektivenvielfalt der Gemeinde
abgebildet. Auch die Sichtweisen von
Menschen, die sich normalerweise nicht
mit Politik auseinandersetzen, wurden
somit hörbar gemacht. Um zu vermei-
den, dass Personen aufgrund mangeln-
der Ressourcen nicht teilnehmen kön-
nen, wurden Hilfestellungen angeboten
– beispielsweise eine Aufwandsentschä-
digung pro Sitzung, Kinderbetreuung an
den Sitzungstagen oder die Unterstüt-
zung bei der Erreichbarkeit der Sitzungs-
und Exkursionsorte.
Abbildung 4: Prozess der Zufallsauswahl
Im ersten Schritt wurden die Adressen
von 1.241 in Edermünde gemeldeten
Personen aus dem Melderegister zufällig
gezogen. Dabei kamen alle Personen in
Frage, die älter als 16 Jahre alt waren und
zu dieser Zeit kein politisches Mandat
trugen. Diese Personen erhielten einen
Brief mit persönlicher Einladung für die
Teilnahme am Bürgerrat und die Auffor-
derung, sich bei Interesse zurückzumel-
den. 87 angeschriebene Personen äu-
ßerten ihr Interesse, was einer Rückmel-
dequote von 7 Prozent entspricht – und
damit den Erfahrungswerten aus ande-
ren Bürgerratsprozessen.
Da bestimmte Bevölkerungsgruppen un-
ter den 87 Interessierten häufiger vertre-
ten waren als andere, wurde im zweiten
Schritt eine Auswahl basierend auf so-
zio-demografischen Kriterien getroffen.
Dafür füllten die 87 Personen einen Fra-
gebogen aus und machten darin weitere
persönliche Angaben, beispielsweise zu
ihrem Schulabschluss und ihrer Er-
werbssituation. Zusätzlich wurde um
eine Einschätzung gebeten, inwieweit
der Klimawandel ein ernstes Problem
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 21 von 37darstelle und in welchem Maße die Poli-
tik den Klimawandel bereits bekämpfe.
Diese Daten wurden daraufhin mit
Grunddaten der Bevölkerung von Eder-
münde verglichen.
Tabelle 2 zeigt die relativen Häufigkeiten
der Merkmale in der Gesamtbevölkerung
von Edermünde (wo diese Daten für E-
dermünde nicht vorlagen, wurden Daten
der Bevölkerung im Kreis oder in
Deutschland herangezogen) im Ver-
gleich zu den Anmeldungen und Mitglie-
dern des Bürgerrates. Dabei wird deut-
lich, dass insbesondere die Altersgrup-
pen „16–35 Jahre“ sowie „76 Jahre und
älter“ bei den Anmeldungen unterreprä-
sentiert wären. Auch Personen mit
Haupt- oder Volksschulabschluss bezie-
hungsweise ohne Schulabschluss sowie
Personen ohne Erwerbstätigkeit sind
durch die geringen Anmeldezahlen nicht
vollständig repräsentativ vertreten. Zu-
sätzlich gab es proportional weniger An-
meldungen von Personen, die der An-
sicht sind, dass der Klimawandel kein
ernsthaftes Problem darstellt oder dass
die derzeitige Politik ausreichend sei.
In der zweiten Stufe der Zufallsauswahl
wurden unterrepräsentierte Merkmale
bevorzugt, um einen möglichst repräsen-
tativen Querschnitt der regionalen Be-
völkerung zu erhalten. Abschließend
wurden 34 Zusagen versandt.
Der Bürgerrat bestand final aus 31 Perso-
nen, da von den 34 ausgewählten noch
drei Personen vor Beginn der ersten Sit-
zung absagten.
Merkmal & Ausprägung Anmeldungen
(N=87) Bevölkerung Mitglieder des
Bürgerrats (N=31*)
Geschlecht
Weiblich 45% 50% 48%
Männlich 55% 50% 52%
Divers 0% 0% 0%
Altersgruppen
16-25 3% 10% 0%
26-35 6% 12% 10%
36-45 20% 15% 32%
46-55 20% 16% 19%
56-65 32% 20% 19%
66-75 17% 14% 13%
76 und älter 2% 14% 6%
Deutsche Staatsbürgerschaft
Ja 97% 94% 97%
Nein 3% 6% 3%
Schulabschluss
kein Abschluss / noch in
schulischer Ausbildung
1% 5% 0%
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 22 von 37Haupt-/Volksschulab-
schluss
6% 44% 10%
Realschulabschluss / mitt-
lere Reife
40% 30% 35%
Abitur / Fachhochschulreife 53% 21% 55%
Ortsteil
Besse 39% 43% 48%
Grifte 22% 25% 26%
Haldorf 24% 20% 16%
Holzhausen 14% 12% 10%
Erwerbssituation
Nichterwerbspersonen (In
Ausbildung / Schule, Ruhe-
stand / Frührente)
28% 47% 23%
Erwerbslos (nicht erwerbs-
tätig, Pflege, Kinder)
5% 2% 3%
Erwerbstätig (Vollzeit be-
schäftigt & Teilzeit / gering-
fügig beschäftigt)
68% 51% 74%
Problem Klimawandel
Weiß nicht 0% 0% 0%
„Kein ernstes Problem“ 2% 11% 0%
„Ein eher ernstes Problem“ 7% 18% 13%
„Ein sehr ernstes Problem“ 91% 71% 87%
Politik Klimawandel
Weiß nicht 14% 3% 6%
Zu wenig 63% 52% 61%
Genug 15% 34% 26%
Zu viel 6% 11% 6%
Tabelle 2: Vergleich der sozio-demografischen Daten der Mitglieder des Bürgerrats mit Bevölke-
rungsdaten
* Von den 34 ausgewählten haben drei Personen abgesagt. Aus diesem Grund erklären sich auch manche
Abweichungen in den soziodemographischen Daten der Bürgerratsmitglieder. Zum Beispiel kamen unter
den Bürgerratsmitgliedern 0% aus der Kohorte der 16-25-Jährigen sowie aus der Gruppe derjenigen, die
den Klimawandel für „kein ernstes Problem“ halten, obwohl es aus diesen Bevölkerungsgruppen ursprüng-
lich ein paar wenige Anmeldungen gab).
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 23 von 37Zusammensetzung des Bürgerrats Klima
Der Klimawandel wurde von 87% der
Mitglieder des Bürgerrats als sehr erns-
tes Problem gesehen und von 13% als
ein eher ernstes Problem. Die Frage, ob
die Politik genug gegen den Klimawandel
tut, wurde von 26% der Mitglieder mit
“genug”
, von 61% mit “zu wenig”
, von
6,5% mit “weiß nicht” und von 6,5% mit
“zu viel” eingeschätzt. Weitere Informa-
tionen über die Zusammensetzung ist in
Abbildung 5 zu sehen.
Von den insgesamt 31 Mitgliedern nah-
men an der ersten Sitzung 28 Mitglieder
teil, in der zweiten Sitzung waren es 26
und in der dritten Sitzung 23 Mitglieder.
Abbildung 5: Zusammensetzung des Bürgerrats Klima
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 24 von 376. Struktur, Prinzipien und Arbeitsweise des Bürgerrats
Die Strukturierung des Bürgerratspro-
Der zentrale Kern des Bürgerrats waren
zesses erfolge anhand der in dem Pro-
die drei Sitzungswochenenden, die von
jekt CLIMAS definierten Ziele und vorge-
September bis November 2024 in Eder-
schlagenen Methodiken. Basierend auf
münde stattfanden (siehe Abbildung 6).
diesen Grundsätzen, wurde der Bürger-
Alle Mitglieder kamen jeweils für einen
rat von der ifok GmbH konzipiert und
Tag am Samstag (9.00 bis 18.00 Uhr) und
umgesetzt. Nachfolgend wird ein Über-
den halben Sonntag (9.00 bis 13.00 Uhr)
blick über Struktur und Arbeitsweise des
zusammen und haben unterstützt durch
Bürgerrats gegeben.
externe Moderator*innen zielgerichtet
Inhalte erarbeitet.
Der Ablauf: Drei Sitzungen
Eröffnet wurde der Bürgerrat von
der ersten Beigeordneten Ruth
Pfannstiel. Das Ziel des ersten Wochen-
endes (28. & 29. September 2024) war
es, neben dem Kennenlernen den Auf-
bau von Vertrauen zwischen den Mitglie-
dern zu fördern, sowie erste Zukunftsvi-
sionen und inhaltliche Prioritäten zu er-
arbeiten. Denn erst wenn diese klar sind,
kann eine tiefergehende inhaltliche Ar-
beit gelingen. Zuerst gab es einführende
Vorträge, um alle Mitgliedern einen soli-
den, gemeinsamen Wissensstand zu er-
möglichen. Dazu gab es zu den folgen-
den Themen Vorträge von Expert*innen
oder es wurden inhaltliche Videos ge-
zeigt: (1) Ursachen und Folgen des Kli-
mawandels, (2) Effekte des Klimawan-
dels auf (Nord)Hessen und (3) Flächen-
nutzung und Flächenplanung in Hessen
und Edermünde. Am Ende des ersten Ta-
ges haben die Bürger*innen in einer Visi-
onsreise persönliche Zukunftsvisionen
für ihre Gemeinde entwickelt und basie-
rend auf diesen am Sonntag gemeinsam
Prioritäten und Zieldimensionen erarbei-
tet. Methodisch wurde dafür in verschie-
denen Gruppenkonstellationen zu ver-
schiedenen Flächenarten gearbeitet.
An dem zweiten Wochenende
(26. & 27. Oktober 2024) ging es
vorrangig um die Zielkonflikte, die rund
um die Flächennutzung entstehen (kön-
nen) - mit dem Ziel, daran anschließend
erste Ideen- und Empfehlungsentwürfe
für den Umgang mit diesen Zielkonflik-
ten zu entwickeln. Aus diesem Grund
wurden verschiedene Interessenvertre-
ter*innen (namentlich in weiter unten im
Kapitel genannt) nach Edermünde einge-
laden, um ihre Sichtweise auf die Flä-
chennutzung vorzustellen. Dazu gab es
zunächst rotierende Kleingruppen bzw.
Fragerunden mit den Interessensvertre-
ter*innen. Anschließend fand eine Ple-
numsrunde mit allen Interessensvertre-
ter*innen statt. Darauf basierend wur-
den am Samstagnachmittag sowie am
zweiten Sitzungstag Lösungscluster und
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 25 von 37Empfehlungen in Kleingruppen entwi-
ckelt. Am Sonntag besuchte zudem der
Bürgermeister den Bürgerrat und beant-
wortete Fragen der Mitglieder. Ergebnis
des zweiten Wochenendes waren zehn
Empfehlungsentwürfe, die bis zum drit-
ten Sitzungswochenende von Expert*in-
nen aus Verwaltung, Wissenschaft und
Praxis auf Umsetzbarkeit und Wirkungs-
potenzial eingeordnet und bewertet wur-
den.
Das Ziel des dritten Wochenen-
des (23. & 24. November 2024)
war es, finale Prinzipien und Empfehlun-
gen zu erarbeiten. Aus diesem Grund
wurde viel in Kleingruppen deliberiert.
Zunächst wurden die Prinzipien sowie
die jeweilige Vision und der Zielkonflikt
geschärft. Anschließend wurden die
Empfehlungsentwürfe angepasst und
ggf. weitere Empfehlungen erarbeitet,
um Ihre Umsetzbarkeit und Wirksamkeit
zu erhöhen und sicherzustellen, dass die
relevantesten Aspekte der Prinzipien ab-
gedeckt sind. Am letzten Sitzungstag
wurden die Prinzipien und Empfehlungen
finalisiert. Dabei wurden im Sinne des
Systemischen Konsensierens insbeson-
dere qualitative und quantitative Wider-
stände und Feedback diskutiert und ein-
gearbeitet. Abschließend wurde eine Ab-
stimmung der Prinzipien und Empfehlun-
gen per Abstimmungszettel durchge-
führt, bei der die Mitglieder ihre Zustim-
mung, Zustimmung mit Zweifeln und
keine Zustimmung abgaben. Am Ende
bedankten sich der Vorsitzende der Ge-
meindevertretung, der Bürgermeister
und die Erste Beigeordnete für das Enga-
gement aller Mitglieder des Bürgerrats.
Abbildung 6: Inhalte der drei Sitzungswochenenden
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 26 von 37Angebot von Exkursionen
Zwischen den Sitzungen wurden Exkursi-
onen angeboten. Das Ziel der Exkursio-
nen war es, praxisnahe Einblicke zu den
zentralen Themen des Bürgerrats zu ge-
winnen. Dazu wurde die freiwillige Be-
sichtigung und beobachtende Bürger-
Forschung in folgenden Orten ermög-
licht, welche die Bürgerratsmitglieder
auch selbst vorschlagen konnten:
▪ Wald-Exkursion mit der Revierförs-
terin Franziska Hartmann
(10.10.2024, 6 Teilnehmende), siehe
Abbildung 7
▪ Besuch des Landwirtschaftsbe-
triebs Steinhagen in Edermünde-
Grifte (12.10.2024, 5 Teilnehmende)
▪ Besuch des renaturierten Flusses
Ems in Niedenstein-Kirchberg mit
Silvia Harsch, Bau- und Umweltamt
Niedenstein (15.10.2024, 6 Teilneh-
mende), siehe Abbildung 8
▪ Begehung vom Wohngebiet „Kam-
merbergweg“ in Edermünde-Haldorf
und „Hinter den Krauthöfen“ in Eder-
münde-Grifte mit Peter Kolbe (Bei-
ratsmitglied) und Oliver Klinkenberg
(Leiter Bauamt Gemeinde Eder-
münde) (09.11.2024, 2 Teilneh-
mende)
▪ Eindruck von Auswirkungen Starkre-
gen und Überschwemmungen in
Gottsbüren mit dem Bürgermeister
der Gemeinde Trendelburg Manuel
Zeich (16.11.2024, 3 Teilnehmende)
Um die Erkenntnisse bestmöglich im
Bürgerrat zu nutzen, hielten die teilneh-
menden Bürger*innen ihre Beobachtun-
gen mithilfe eines Beobachtungsbogens
fest und stellten ihr Erkenntnisse den an-
deren Mitgliedern in der jeweils nächsten
Sitzung vor. Die Inhalte des Bogens bezo-
gen sich auf den Einfluss der Klimawan-
dels vor Ort, die Fläche sowie auf die
Menschen. Darüber hinaus wurde über
die bereits stattfindenden Maßnahmen
für den Klimaschutz und die Klimaanpas-
sung sowie deren Wirksamkeit berichtet.
Abbildung 7: Exkursion Waldspaziergang, Quelle: Mitglied des Bürgerrats
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 27 von 37Abbildung 8: Exkursion - Die renaturierte Ems, Quelle: Mitglied des Bürgerrats
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 28 von 37Kleingruppen und Plenum
Die Sitzungen fanden sowohl im mode-
rierten Plenum (mit allen Mitgliedern) als
auch in Kleingruppen statt. In den eben-
falls moderierten Kleingruppen, die aus
jeweils sechs bis acht Personen bestan-
den, wurden die verschiedenen Themen
intensiver diskutiert, siehe Abbildung 9.
Diese überschaubare Gruppengröße ge-
paart mit der professionellen Modera-
tion ermöglichten es, dass jede Stimme
der Mitglieder gehört und berücksichtigt
wurde. Die regelmäßige Neuzusammen-
setzung der Kleingruppen förderte zu-
dem den Austausch von unterschiedli-
chen Sichtweisen über die Gruppen hin-
weg und ermöglichte den Mitgliedern,
vielfältige Perspektiven kennenzulernen
und einzubringen.
Abbildung 9: visuelle Eindrücke der Kleingruppenarbeit
Im Plenum versammelten sich alle Mit-
glieder, um die Diskussionsergebnisse
aus den Kleingruppen zu präsentieren
und zu diskutieren. Hier hatten die Grup-
pen Gelegenheit, ihre Erkenntnisse und
Vorschläge vorzustellen und wertvolles
Feedback von den anderen Mitgliedern
zu erhalten, siehe Abbildung 10. Zudem
bot das Plenum den Rahmen für Vor-
träge von Expert*innen sowie Interes-
senvertreter*innen, die die Diskussio-
nen durch ihr Fachwissen und ihre Ein-
blicke bereicherten. Dadurch konnte ein
tieferes Verständnis der Themen ge-
währleistet und die Relevanz der behan-
delten Inhalte für den Bürgerrat Klima
weiter untermauert werden.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 29 von 37Abbildung 10: Visuelle Eindrücke aus dem Plenum
Fachliche Inputs und Faktencheck
Für eine sachliche und fundierte Diskus-
sion waren thematische Einführungen
und vertiefende Vorträge von Expert*in-
nen von großer Bedeutung. Diese Vor-
träge trugen zu einem grundlegenden
Verständnis der Fragestellung und der
Herausforderungen bei. Dabei war es
wichtig, dass die Vorträge neutral, ver-
ständlich und relevant für den Bürgerrat
Klima waren. Es wurden, basierend auf
Recherchen und unter enger Einbezie-
hung des Beirats und der Steuerungs-
gruppe, eine Vielzahl von Fachleuten
eingeladen, die sich mit den Themen
auskennen und dazu referiert haben,
siehe Abbildung 11.
Abbildung 11: Diskussionsrunden mit Expert*innen
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 30 von 371. Sitzung:
▪ Sebastian Kupski, Institut für Klima-
und Energiekonzepte (INKEK): Aus-
wirkungen des Klimawandels auf
(Nord)Hessen
▪ Christoph Henke, Ingenieurbüro
Christoph Henke: Flächenplanung
und Flächennutzung
▪ Harald Blum, Leiter Hauptamt Ge-
meinde Edermünde: Flächenpla-
nung und Flächennutzung
2 . Sitzung:
▪ Günther Lißmann, Agrarbüro Liß-
mann
▪ Claus-Hartwig Otto, BUND
Schwalm-Eder Kreis
▪ Franziska Mehlhorn, Landschafts-
pflegeverein Schwalm-Eder e.V.
▪ Henning Schweinebraden, Landwirt
Edermünde
▪ Gerhard Greiner, Architekten- und
Stadtplanerkammer Hessen
Im Bürgerrat kam am 2. und 3. Wochen-
ende ein Faktenchecker zum Einsatz.
Dieser hatte die Aufgabe, während des
Bürgerrats ad-hoc aufkommende Fragen
der Mitglieder zu beantworten. Dies er-
möglichte die zeitnahe und sachliche Klä-
rung von Fragen der Mitglieder aus fachli-
cher Sicht.
▪ Laszlo Dedic, Universität Kassel, Vertie-
fung in dem Fachgebiet ökologischer
Land- und Pflanzenbau
▪ Markus Schäfer, Regierungspräsi-
dium Kassel
▪ Esteban Cacho Pol, wissenschaftli-
cher Mitarbeiter an der Universität
Kassel, FG Integrierte Verkehrspla-
nung und Mobilitätsentwicklung
▪ Norbert Quast, Handwerkskammer
Kassel
▪ Claus-Hartwig Otto, BUND Kreisver-
band Schwalm-Eder
▪ Franziska Hartmann, Revierförsterin
Chattengau
Zusätzlich wurden zwischen der zweiten
und dritten Sitzung die Empfehlungsent-
würfe durch Verwaltung, Beirat, externe
Expert*innen und Faktenchecker auf
Umsetzbarkeit und Wirkungspotenzial
geprüft.
▪ Harald Blum, Leiter Hauptamt Ge-
meinde Edermünde: Flächenplanung
und Flächennutzung
▪ Oliver Klinkenberg, Leiter des Bauamtes
▪ Laszlo Dedic, Universität Kassel, Vertie-
fung in dem Fachgebiet ökologischer
Land- und Pflanzenbau
▪ Markus Schäfer, Regierungspräsidium
Kassel
▪ Esteban Cacho Pol, wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Universität Kassel, FG
Integrierte Verkehrsplanung und Mobili-
tätsentwicklung
▪ Claus-Hartwig Otto, BUND Kreisverband
Schwalm-Eder
▪ Franziska Hartmann, Revierförsterin
Chattengau
▪ Günther Lißmann, Agrarbüro Lißmann
▪ Henning Schweinebraden, Landwirt E-
dermünde
▪ Franziska Mehlhorn, Landschaftspflege-
verein Schwalm-Eder e.V.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 31 von 37Übung zur Arbeits- und Diskussionsweise im Bürgerrat
Während der ersten Sitzung gab es eine
Einführung und praktische Übungen zur
Diskussions- bzw. Deliberationskultur
im Bürgerrat. Dabei ging es um Grundla-
gen der Kommunikation, insbesondere
um das Aktive Zuhören, und wie Missver-
ständnisse in der Kommunikation ent-
stehen und somit vermieden werden
können. Die Mitglieder des Bürgerrats ei-
nigten sich außerdem auf Prinzipien und
Regeln der gemeinsamen Zusammenar-
beit (bspw. sich gegenseitig ausreden zu
lassen).
Prinzipien der Moderation
Die Moderation zielte darauf ab, die Mit-
glieder des Bürgerrats Klima während
der Sitzungen zu unterstützen Empfeh-
lungen zu formulieren. Ziel war es, den
Bürgerrat so zu leiten, dass die Mitglieder
des Bürgerrats gemeinsam zur Formulie-
rung von Empfehlung kommen und sich
dabei jeder gleichermaßen in den Pro-
zess eingebunden werden. Dabei war es
die Aufgabe der Moderatoren, ein res-
pektvolles Umfeld zu schaffen, in dem
ausgewogene Dialoge möglich waren
und dabei selbst eine neutrale Position
einnahmen. Sie sorgten dafür, dass alle
Mitglieder gleichberechtigt zu Wort ka-
men und die jeweilige Fragstellung oder
der Zielkonflikt verstanden wurde.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 32 von 377. Feedback und Rückmeldungen der Mitglieder
Im Laufe sowie am Ende jedes Wochen-
12 zeigt einige der genannten Punkte der
endes wurde das Feedback der Mitglie-
Mitglieder. Die Beiträge der Expert*innen
der eingeholt. Das Feedback war insbe-
wurden vielmals als informativ und inte-
sondere für das Organisationsteam als
ressant genannt. Die Diskussionskultur
auch die Gemeinde wertvoll, um zum
wurde als sehr konstruktiv wahrgenom-
den Bürgerrat kontinuierlich verbessern
men und das Team, wie auch die Mitglie-
zu können, auf Bedürfnisse reagieren zu
der, waren gut vorbereitet. Als verbesse-
können und den Bürgerrat abschließend
rungsfähig wurde geäußert, dass weni-
bewerten zu können. Zusätzlich wurden
ger Papier hätte genutzt werden können
Umfragen durch das CLIMAS-For-
und die Akustik im Dorfgemeinschafts-
schungsteam am Ende des ersten und
haus teilweise zu laut war.
dritten Wochenendes verteilt. Abbildung
Abbildung 12: Zusammenfassung der Feedbacks der Mitglieder
Nachfolgend sind ein paar Auszüge des
Feedbacks zum Sitzungsabschluss zu
finden:
"Ich bin stolz hier dabei gewesen zu sein.
Ich wäre auch ohne Aufwandsentschä-
digung gerne gekommen und fände es
super, wenn es solche Bürgerräte häufi-
ger und auch zu anderen Themen gibt.
Für mich ist das eine Form der direkten
Demokratie."
"Toll, dass sich alle einig waren, dass das
Thema uns alle angeht."
"Ich bin sehr glücklich, beim Bürgerrat
dabei gewesen zu sein. Ich habe hier
tolle Menschen kennengelernt. Ich bin
eigentlich Städter, aber die Leute hier in
Edermünde sind echt super."
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 33 von 378. Involvierte Akteure für Steuerung und Organisation
Um den Bürgerrat effektiv und zielge-
Steuerungsgruppe, der Beirat, ifok
richtet zu gestalten, wurde eine struktu-
GmbH und das CLIMAS-Forschungspro-
rierte Organisation geschaffen. Die
jekt spielten darin zentrale Rollen.
Steuerungsgruppe
Die Steuerungsgruppe wurde als zentra-
les Entscheidungsgremium und Verbin-
dungsstelle zwischen Bürgerrat und Ge-
meindepolitik eingerichtet. Sie hat bei-
spielsweise die Zusammensetzung des
Beirats beschlossen und Regeln für die
externe Beobachtung des Bürgerrats
festgelegt. Die Steuerungsgruppe unter-
stützte bei der Organisation von Exkursi-
onen und gab Vorschläge für den Einsatz
von Expert*innen im Bürgerrat.
Die Steuerungsgruppe setzte sich aus
dem Ausschuss für Bau- und Umweltfra-
gen, Bürgermeister Thomas Petrich so-
wie dem Leiter des Bauamtes, Oliver
Klinkenberg, zusammen. So übernah-
men gewählte Mandatsträger aus den
Edermünder Parteien zusammen die
Aufgabe, dem Bürgerrat die bestmögli-
chen Rahmenbedingungen zu geben. Die
Steuerungsgruppe kam am 29.07.2024
in Edermünde konstituierend zusam-
men, danach fanden zwei hybride Sit-
zungen statt (05.09. und 17.10.2024).
Der Beirat
Der Beirat unterstützte die inhaltliche
Vorbereitung des Bürgerrats, die Aus-
wahl der Fragen des Bürgerrats sowie die
Auswahl von Expert*innen. Die Beirats-
mitglieder unterstützten außerdem bei
der Organisation der Exkursionen, einige
nahmen als Expert*innen an der 2. Sit-
zung teil und gaben ihre fachliche Ein-
schätzung zu den Empfehlungsentwür-
fen der Bürger*innen.
Die personelle Zusammensetzung ent-
stand durch Vorschläge aller Parteien
der Gemeindevertretung. Im Beirat sind
Personen aus Wissenschaft, Forstwirt-
schaft, Natur- und Umweltschutz, Wirt-
schaft und Landwirtschaft vertreten:
▪ Herr Cacho Pol, Universität Kassel
FG Integrierte Verkehrsplanung und
Mobilitätsentwicklung
▪ Herr Quast, Handwerkskammer Kas-
sel
▪ Herr Otto, BUND Kreisverband
Schwalm-Eder
▪ Frau Hartmann, Forstamt Chatten-
gau
▪ Herr Strube, Regionalbauernverband
Kurhessen e. V. Homberg
▪ Herr Kolbe, Sachkundiger für Um-
weltschutz von VW Getriebebau a.D.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 34 von 37Organisation und Moderation
Die ifok GmbH war als unabhängiger
Dienstleister für die Konzepterstellung,
Organisation und Durchführung des Bür-
gerrats verantwortlich. Sie agierte als
Bindeglied zwischen dem EU-Projekt
CLIMAS und der Gemeinde Edermünde.
Zu ihren Aufgaben gehörten u.a. die
strukturelle, inhaltliche und methodi-
sche Gestaltung der drei Sitzungswo-
chenenden, die Abstimmung mit den be-
teiligten Akteur*innen, die Moderation
der Sitzungen sowie das Mitgliederma-
nagement.
Die Hauptmoderation hatte Julia Hoff-
mann inne. Zum weiteren Moderations-
team von ifok gehörten Chloé Jonniaux,
Laurenz Scheunemann und Carolin Pi-
ras. Gerlinde Lamberty unterstützte am
2. Wochenende als externe Moderatorin.
Das ifok-Organisationsteam bestand
darüber hinaus aus Dr. Constantin Schä-
fer, Hannah Koschinski und Lisa Heil-
mann.
CLIMAS-Forschungsprojekt
Im Bürgerrat Klima Edermünde kamen
methodische und organisatorische An-
sätze des EU-Horizon-Forschungspro-
jektes CLIMAS zum Einsatz. Die Ergeb-
nisse der Austestung verschiedener Me-
thoden tragen maßgeblich zu dem dar-
aus entstehenden Werkzeugkoffer bei,
der die Planung und Umsetzung von
Klimabürgerräten vereinfachen, wir-
kungsorientierter und inklusiver gestal-
ten soll.
Das CLIMAS-Konsortium besteht aus 18
Partnern aus 27 EU-Ländern.
Folgende Personen des CLIMAS-For-
schungskonsortiums haben als Be-
obachter*innen an den Sitzungen teilge-
nommen: Elisabeth Frankus, Erich
Grießler (beide Institut für Höhere Stu-
dien Wien), Fameli Kyriaki-Maria (Univer-
sität der Ägäis).
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 35 von 37Der Bürgerrat im Gesamtablauf
Abbildung 13: Zeitplan der Sitzungen der Steuerungsgruppe, des Beirats und den Sitzungswo-
chenenden der Mitglieder
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 36 von 37Berlin, 13.12.2024
Dieser Abschlussbericht wurde durch die ifok GmbH erstellt.
Der Bürgerrat Klima Edermünde wird mit Mitteln des Rahmenprogramms
für Forschung und Innovation der Europäischen Union im Rahmen der Finanzhilfever-
einbarung Nr. 101094021 sowie Eigenmitteln der Gemeinde Edermünde finanziert.
Abschlussbericht Bürgerrat Klima Edermünde Seite 37 von 37